B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 136

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Berlin, 25.2.1902.
25.2.02.
Ich kann unter diesen Umständen Sie freilich nicht direkt
Lieber Herr Schnitzler,
bitten, das Schillertheater abzuweisen, aber ich möchte
ich hat te die eherne Absicht, Liebelei und
Ihnen doch zu bedenken geben, dass Ihnen dieses, das ja
Kakadu im März zu bringen, nach den für den 1.Märrz
von dem älteren Repertoir ausschliesslich lebt, nicht
vorbereiteten preyerschen Einaktern; nun hat mir aber
fortläuft, dass Sie es leicht auf einen späteren Zeit-
das tückische Glatteis die ehrsame Pällnik zu Fall
punkt, zu dem sie sich melden würden,vertrösten können,
gebracht, dadurch schwoll nicht nur deren Fuss, sondern
und dass wir dann das Weitere etwa in Wien mündlich
auch das Maass der Hindernisse, mit denen ein armer Di-
besprechen können.- Doch wie sie wollen!
rector ("alle sind sie Ochsen", sagte Anzengruber) zu
Wir werden in wien bis Ende Mai sicher bleiben; geht
kämpfen hat: Premiere muss verschoben werden, die
es gut, hab ich Prolongationsrecht bid Mitte Juni.
Triesch auf Urlaub.also die verlorene Zeit nicht
Mit Bassermann-Clemens werden wir also fertig werken,
ausnutzbar für Liebelei, nachdrängende Autoren (Hirsch-
Sai son-
für den Lionardo leuchtet er mir absolut nicht ein,
feld,Reeling) wei sen jammernd auf das nå ende (Ende,
Dass Hahn nicht spielt, hab ich Ihnen ja wiederholt ge-
resp. Wiener Gastspiel - kurz und gut, oder vielmehr
sagt; wahrscheinlich Kasula. Reyerten
schlecht, Ihre Anfrage kommt gerade in dem Augenblick,
Uebrigens entbinde ich Sie jetzt von der so trefflich
wo ich mir selbst nicht zu helfen weiss - „und steh
geübten Schweigepflicht betr. des Gastspiels. Leider
beschämt, wenn ich bekannen muss“: heuer wird es mit den
habe ich mich im Anfangstage geirrt, er ist erst am len-
beiden schönen Stücken fürcht ich nichts mehr werden
demain Ihres 40ten, am 16.Mai. Das mit dem gegenseitigen
können. Force maꝛjeure!