B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 137

1 - 11
Monsieur mai
25.2.02.
Beschenken wollen wir aber doch festhalten, nicht wahr?-
Auf das Grau-Schauspiel bin ich freilich weniger neugie-
rig, als auf die andern schönen Sachen (incl.des Romans,
so engherzig sind wir „Ochsen“ nicht).
Denken Sie, ich bin bei dem Schönherr absolut nicht auf
den Geschmack gekommen. Schlenther hatte ihn schon vor-
her mit empfohlen. Begreifs, wer kann. Wie sagt Anzengru-
ber? Alle Directoren sind.... Natürlich mit Ausnahme
von Schlenther.
Um die Reise, die Sie vorhaben, und das schon jetzt eta-
blierte Pandelsystem zwischen Stadt und Land beneide ich
Sie; dieser Winter liegt schwer auf mir (oder ist es das
Alter?) und ich wollt es wäre Schlafenszeit. - Was macht
denn eigentlich der liebe Hugo, er schweigt ja in sieben
Zungen?
Herzlich grüssend
O.B.
Votre très-Monsieur.
Berlin, 1.3.1902.
Lieber Herr Schnitzler,
einen Termin kann ich Ihnen wohl fixieren und thue es
gern, um die Stücke allein zu behalten - aber eine Garan-
tie kann ich für alten Besitz unmöglich leisten! Wol-
len Sie also die pecuniäre Sicherheit geniessen, die Ih-
nen das Sch.-Th. bieten kann, so geben sie ihn die Stük-
ke in Gottes Namen; das Aufführungsrecht bleibt dem Dt.
Th. ja, und ich kann dann etwa später auf die beiden
Werke zurückgreifen. - Als Termin könnte ich Ihnen ev.
den 1. März zusichern, indem ich aus zwei Gründen keine
frühere Zeit garantieren möchte: erstens weil ich hof-
fentlich im vorhergehenden Theil der Saison von Ihnen
etwas Neues aufzuführen habe, und dann weil ich noch ein
Stück von pernstein, „Mali“ habe, das eine gewisse Aehn-
lichkeit mit dem Stoffkreis der „Liebelei“ besitzt, und
das ich deshalb nicht in zu grosse Nähe der älteren Freun-
din rücken möchte. Aus diesen Gründen würde ich also