Hainstein bei Eisenach,
14.8.1902.
Lieber Herr Schnitzler,
ich danke Ihnen herzlich für Ihre Worte. Die Verhand-
lungen, die ich über Erneuerung meines Vertrages führ-
te, gerieten auf einen todten Punkt, als ich Herrn
Litronge's Wunsch, seinen Sohn Hans als Regisseur auf-
zunehmen,refüsierte; Lindau ist wohl gefälliger gewe-
sen. Nun liegt ja der Gedanke nahe,und er ist mir
auch nahe gebracht worden, dass ich in einem andern,
resp. neuen Hause unsere gemeins amen Bestrebungen
wieder aufleben lasse. Ich will dies nicht ganz verre-
den und hoffe, dass auch Sie an solchem Vorhaben In-
teresse nehmen werden; doch ist der gegenwärtige Moment
mit seiner (freilich arg ge störten) Cur nicht geeig-
net, Entschlüsse zu fassen und so werde ich erst in ei-
nigen Wochen Ihnen etwas Bestimmteres sagen können.
Ihre Bedenken über die Besetzung der Beatri-
ce selbst theile ich nicht; trotz mancher Einwände, die
man machen kann, ist m.E. doch die Tr. eine der besten
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14.8.02.
in Deutschland vorhandenen Darstellerinnen der Rolle.
Aber ich habe nach wie vor Bedenken für den Filippo
und auch in mancher Hinsicht für die gesammte Inscenie-
rung; wir haben den Stil für diese Aufgabe nicht so
sicher wie für modernes, das brauche ich nicht erst
auszusprechen, und deshalb erscheint es mir als für
beide Theile vernünftig, abzuwarten, wie uns die - viel
leichtere - Aufführung der „Monna Vanna“ gelingt, die
ich nunmehr in die Zeit vom 10. Oktober ca. zu legen
gedenke,wie sich die liebe Kritik dazu stellt, u.s.w.
Ist es Ihnen nicht möglich, diesem Vorschlag zuzustim-
men? Nachdem das Stück so lange Zeit doch geruht
hat, was können ihnen zwei Monate Wartens verschlagen.
Das Schiller-Theater läuft Ihnen gewiss nicht weg, und
einen ideellen gewinn können Sie davon doch nicht er-
hoffen? Vielleicht fragen Sie darüber mal jemanden,
der die Verhältnisse kennt und doch grössere Garantien
der Unbefangenheit bietet, als ich. Also vielleicht
Kerr, oder Philipp Stein etc? Dass Löwenfeld Ihnen ei-