B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 176

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Berlin, 3.4.1904.
Lieber Herr Schnitzler, wenn ich Ihnen bisher über den
„Einsamen Weg“ in Wien nicht geschrieben habe, so gschah
es, weil mir die Besetzungsfrage nicht klar werden wollte.
In erster Linie: Bassermann ist übel mit dem Halse dran
und soll eine längere Sommerruhe haben. Er wird - viel-
leicht - auf 8-10 Tage mit nach V. kommen, aber dann auf
Urlaub gehen. Die Lehmann muss ich in Berlin lassen wegen
„Rose Bernd“,- und Rittner strikt für Julian in W.; er
ist nicht verpflichtet mitzumachen, und gutwillig ist er
dazu nicht zu kriegen. Nun hat zwar Hofmeister den Julian
(schaudern Sie nicht) zweimal in Vertretung gespielt und
sich anständig aus der Affaire gezogen; aber für die Wie-
ner Première werden weder Sie noch ich diese Besetzung
sonderlich gut finden. Deshalb scheint mir am geratensten,
den Eins.Weg für eine nächstjährige Wiener Campagne in
Aussicht zu nehmen, wo dann Reicher den Julian spielen könn-
te. Auch Rose Berndt soll eventuell 1905 von uns in W.
gepielt werden.
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3.4.1904.
Und ihr, mein Herr, ihr reist so immer fort? Wo stecken Sie
denn, in Korfu oder im Altwiener Stück? Und kommen Sie auch
nicht so spät zurück, dass man in W. eine Freud von Ihnen
hat? Einstweilen vermisse ich noch die Ansichtskarte, durch
die Sie sich sonst zu bezeugen pflegen. Oder sind Sie am
Ende gar nicht weg?
Herzliche Grüsse
Ihres
O.B.