B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 178

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Berlin,1.7.1904.
Lieber Freund,
ich grüsse Sie herzlich aus dem neuen Hause, in das ich
heute eingezogen bin und in dem auch Sie sich zu Hause
fühlen mögen!
Weshalb verstummte Ihr liederreicher Mund? Ich schrieb
Ihnen vom Weissen Hirsch eine Karte, wo ich mir eine gute
Portion Frische dir diese, an Arbeit mehr als an Anregung
reiche, Uebersiedelungszeit geholt habe. Nun denke ich noch
eine Woche zur Intallation hier zu verbrauchen, und dann
nach Agnetendorf zu H. zu fahren, dem es besser, aber noch
lange nicht gut geht. Lassen Sie bald von sich und Ihren
Plänen hören.
Herzlich
O.B.
Votre amiassadeur dans les
Helgeland, Quisisana, 13.7.1904.
Lieber Freund,
es hat mir leid getan, von Ihrem Unwohlsein zu hören -
das ist wohl eine stilistische Entgleisung, ein Wippchen,
aber ich hab hier keinen Stil, nicht mal einen naturalisti-
schen - und ich hoffe, dass Sie nun die Neidlingsfarbe, die
gar nicht zu Ihnen passt, abgelegt haben, und in herrlicher
Gesundheitsbräune strahlen und prahlen. Wenn nicht - kom-
men Sie hieher, Sie werden paff sein über so viel Schön-
heit (nicht der Menschen). Ich bin bis Anfang August hier,
dann Agnetendorf, 18. August Berlin.
Die Taormina-Komödie wird an Bedeutung gewinnen, wünsche
ich, wenn Sie sie vornehmen - bald, nicht wahr? Es ist doch
immerhin anzuerkennen, dass Sie ein solches Ding hinge schmis¬
sen haben - vorausgesetzt, dass nicht 1-2 Personen darin
möchte
sterben? - Den „Einsamen Weg" xxx ich gern wieder aufneh-
men, wenn möglich mit Reicher als Julian, im Lauf der Sai-
son; Wenn Sie sich dazu bringen könnten, für Johanna im 4.
Akt ein ganz klein wenig noch zu tun, würden Sie meine Lust