B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 202

1905
Berlin, 5.10.1905.
Lieber Freund, der Sturm und Drang einer Sudermannauffüh-
rung mag es entschuldigen, wenn ich auf Ihre 15 Seiten
nur ebenso viele Zeichen antworte.
Ich freue mich den „Ruf des Lebens“ aufführen zu
können, in dieser oder einer doch etwa noch zu gewinnen-
den anderen Form. Die Garantie, die ich freilich unter
anderen Voraussetzungen anbot, halte ich aufrecht und
stelle also 5000 M. zu Ihrer Disposition,- nur bitte ich
Sie, mir - gegebenen Falles - in den Terminfragen ein
gewisses Entgegenkommen zu erweisen, sofern ich in die
Lage kommen sollte, dieses zu brauchen. Das Nähere kön-
nen wir wohl mündlich durchsprechen, ebenso
die inneren
aufrühr
Fragen, die Ihr inhaltsreicher Brief xxxx Ich freue
mich sehr der Aussicht, einige Tage mit Ihnen zusammen
zu sein, hof: entlich gibt uns auch der Himmel Segens-
stnahlen; der Semmering wäre mir recht, vielleicht
schleife ich Sie dann bis Graz mit, wohin eine Pflicht
mich zerrt.- Herzliche Grüsse für Sie Beide und ein gu-
tes Wiedersehen.- Ihr O.B.
Wien, 13.10.1905.
183
Lieber Freund, Kainz hat mich nun richtig für Sonnabend
Mittag geladen; in Berücksichtigung seiner Xxx
Verdienste um die deutsch-österreichische Literatur
werden Sie ihm das Vergnügen lassen, nicht wahr?
Hoffentlich haben Sie heute, auch ausser den
Kritiken, die ich anständig finde, Gutes gehört. In dieser
schönen Stadt soll ja die Premiere nicht entscheiden.
Fahren mehr, Euer Gnaden, und wann? Mir wäre Montag
Früh angenehmer, als Nachmittag. Sontag den 22. werde
ich wohl zurück sein müssen.
Herzlich
O.B.