B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 207

Berlin, 14.12.1905.
Lieber Freund,
am 2w1
danke schön für Ihre Anfrage; auch ich glaube nicht,
dass das „Märchen" auf meinem nächsten oder übernächst en
Wege mir begegnenen würde. Es scheint mir besonders in
der Sprache so, sagen wir historisch geworden, dass ich
auf seine Wiederauferstehung nicht zu hoffen wage, bei
uns. Ob bei Raphael? Sie haben mich nicht um meinen
Rath geffagt, also schweige ich.
Somoff hat noch nicht geantwortet; „offenbar
ließer das Buch, schrieb mir Cassirer kürzlich auf
meine Nachfrage. Ich werde nun verlangen, dass er eine
Entscheidung herbeiführt! - Kürzlich stellte sich bei
mir eine Frau Kraus-Hofmann ein, die mich etwas Kathari-
nisch anmuthete, ich liess sie letzten Sonntag das Rauten
delein spielen und fand mich in der Meinung, sie könne
die sein, die wir brauchen, ziemlich bestärkt. Ich werde
sie die Rolle studieren lassen und dann weiter berichten.
14.12.05.
Vom Zwischenspiel ist leider nichts gutes per
Casse zu melden. Das Logenpublikum findet Vergütigen da-
ran und kommt, das andere bleibt aus. Nix zu wollen, lei-
der,leider. Den endgiltigen „Ruf“ schicken Sie mir wohl
baldmögl ichst. Mit Hauptmanns Pippa denken wir zwischen
19.u.27 Januar herauszukommen, dann erscheinen Sie gleich
als Nächster.- „Kommen Sie nach Wien“ soll wohl heis sen
zum Gastspiel? Herr, ich weiss es nicht.
Herzliche Grüsse für Sie, Frau Olga und den jüng-
sten Herrn Schnitzler
von Ihrem