B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 237

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Berlin, 4.2.1908.
Liebe Frau Schnitzler,
Ihr Gruss hat mich herzlich gefreut, und ich begrüsse
Sie aufs Wärmste nun meinerseits unter den Gesunden!
Gern käme ich zu Ihnen auf den Semmering - und ganz
lasse ich die Hoffnung nicht sinken, dass der Wunsch zur
That sich steigere; ich habe - vielleicht - eine Veran-
lassung demnächst nach Wien zu fahren, und dann erklimme
ich auch den Wasserleitungsweg. Sonst rechne ich im Mai
auf Sie, und Ihre Gunst!
Herzlich
O.B.
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Berlin,14.2.1908.
Lieber Freund,
ich finde es höchst begreiflich, dass Sie mit dem zu
verneuernden Ruf zuerst die Burg bedenken wollen,
und ich harre in Ergebung,was Paolo, der 10jährige,
beschliesst: für mich ist es im März oder selbst An-
fang April noch Zeit, zumal ich noch garnicht festen
Vertrag für Wien habe.
Wir haben jetzt Leb.Stunden und Thal des L. durchein-
ander probiert, und dabei auch die Einakter so weit ge-
für dort, dass wir, trotz soeben erfolgter Freigabe
des Dreyerschwankes, auch mit Ihren Stücken noch heraus-
zukommen denken, am 3.März ca., falls nichts dazwischen
kommt.Forost's erotisches Deficit erkenne ich neidlos
an; aber ich hoffe, er wird sehr komisch sein und jenes
Fehlende wird man dann nicht zu arg vermissen.
Bei dieser Fülle künstlerischer Aufgaben, die wir uns
für die nächsten Wochen gesetzt haben,- Dreyer soll
am 22. steigen - werd ich nun um den Semmering leider