B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 236

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kriegen den Bass. nicht an den Heinrich und auch nicht
an den Remigio, er wird immer unträtabler. Reicher Rade-
macher einverstanden; im Uebrigen werd ich Ihnen seinen
"Tauf"schein - sit venia verbo - schicken müssen,wenn
Sie ihn ferner für Gilbert candidiren. Ich habe Forest
un Aussicht genommen, der vielleicht dem Liebhaber etwas
schuldig bleiben wird, aber sehr komisch ist; im Salten
war er erschütternd. Jackworth gleichfalls Forest. Den
Stieb r werden wir noch etwas zureiten für den Suppen-
spieler, dann wids gehen, er hat einen geistigen Auf-
schwung genommen! Reicher scheint mir da unmöglich;
und als Rademacher wird es umso besser sein, wenn er
nur diese eine Portion zu verdauen hat. Leonardo Stie-
ler, Remigio Decanli
Im Frühjahr werden wir aller Wahrscheinlichkeit
nach kommen, abgeschlossen ist noch nichts. Hoffentlich
hat sich bis dahin aus Ihren Plänen auch etwas für das
künftige Tessing-Th. entwickelt.
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Für Ihren Empfohlenen hätt ich keine Verwendung, auch
wenn ich seinen Namen lesen könnte.
Ich trage noch nach, dass ich nicht ein Opfer der
Ueberzeugung bringe durch Bevorzugung des „Puppenspie-
lers“ : ich halte ihn für die Bühne stärker, weil er ein
ganzes Schicksal entfaltet.-Würden Sie den Ruf des Le-
bens von uns in Wien gespielt haben wollen und den 3.
Akt, wie Sie mal sagten, umarbeiten? - Borkmann künst-
lerischer Erfolg, Kasse mittelstark.Es ist ein scheuss-
licher Theaterwinter bei allen „ernsten“ Bühnen. Alles
Gute und tausend Grüsse Ihr
O.B.
Ich fahre oben auf paar Tage nach München.