B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 256

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Bad Nauheim, 11.6.1909.
Lieber Freund, ich wohne Hotel Hohenzollern. Während
Sie den Borkmann bewunderten, so ungefähr in St.Pölten,
nahm ich mir vor, Sie zu fragen, ob Sie die „Mizzi"
im September spielen lassen wollen, mit passenden Ergän¬
zungen. Etwa einen Anatol (Weihnachtseinkäufe?) den
ich, wenn Sie ein Exemplar zur Hand haben, mir zu sohi-
cken bitte. Der frühe Termin wäre mit Rücksicht auf
weitere Taten des geschätzten Verfassers (worüber die
Pr.die zuverlässigste Quelle ist) zu empfehlen.
Herzliche Grüsse für Sie alle.
d
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Nauheim, 27.6.1909.
Lieber Freund,
ich hoffe, dass unser Heini sich jetzt wieder besser
befindet, und dass Sie keine arge Unruhe und Störung
in Ihren Absichten erleiden.-Von Heini zu seinem Freund
Medardus ist der Weg nicht so lang, wie vom Anfang die-
see Dichtung bis zum Schluss. Ich bin ihn aber gern
gegangen, stets festgehalten von einer feinen und star-
ken Hand. Selten nur spürt man den Zwang des Chronika-
lischen, der den Dichter hemmt in freierer Entfaltung
(z.B.in der langgestreckten atlantengeschichte); und
oft bewundert man den Künstler, der formt, und baut,
und widerstrebende Massen mit seinem resoluten Poeten-
komme in Ordnung hält. Der Tod der beiden jungen
Leute am Anfang, und, in anderer Weise, die Scene wo der
General ins Haus des Herzogs kommt, erscheinen mir als
Höhepunkte Ihres Schhaffens; und insbesondere etwas von
der Art der letzteren wird selten in Deutschland ge-
schrieben.-Kann ich das Buch noch eine Weile hierbehal-