B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 273

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Berlin, 24.März 1910.
Herrn Dr. Arthur Schnitzler
Wien XVIII.Spöttelg.7.
Sehr geehrter Herr Doctor!
Ihrem Wunsche gemäss haben wir von der alten Schlussfas-
sung des „Hochzeitsmorgen“, die wir Ihnen beifolgend
mit bestem Dank zurückstellen,Abstand genommen und uns
nunmehr wegen der Freigabe des Stücks in seiner gedruck-
ten Fassung mit der Zensur in Verbindung gesetzt. Wir
haben dabei geltend gemacht, dass sei t seinem Verbote
eine beträchtliche Zeit verstrichen ist und dass in die-
ser sowohl die T###erdirektion als der Zensor gewechselt.
haben; man möchte deshalb das Stück wie ein neu einge-
reichtes behandeln und die neue Prüfung auch auf die frü-
heren Striche in den Stücken „Die Frage an das Schicksal“
und „Abschiedssouper" ausdehnen,was der Zensor bereit-
willigst zusagte. Wir glauben hoffen zu dürfen, dass in
dem zu erwartenden Bescheid die Schwierigkeit beseitigt
werden wird.-Hochachtungsvoll Dir.d.lessing-Th.
Herzliche Grüsse, lieber Freund.
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Berlin, 2. 4. 1910.
Lieber Freund,
mit Vergnügen ergreife ich die Feder, (und das Wort, das
Sie mir gegeben haben) um Ihnen allen zu dem neuen Heim
herzlich Glück zu wünschen. Mögen Sie darin sehr schön
leben und schreiben, und kein fictives, nur effectives Vo-
gelgezwitscher hören.
„D.w.L." könnten Sie mir nun wirklich bald schicken;
wie lange machen Sie mir nun schon damit d.M.w. (den
Mund wässerig). Und welcher moderne Mensch braucht von
jetzt bis Anfang Juni,um die Fahnen seines Werks hochzu-
halten?
Uebrigens war es ein rechter Unsinn, dass Sie mir beim
„A." in den Arm gefallen sind (da wir grade vom hochhal-
ten reden, und das tue ich beim „A.) und dass ich Ihnen,
rückichtsvollst wie immer, nachgab: die geplante Zeit um
Ostern war absolut gut, da das „Konzert" damals von sei-
ner stolzen Höhe herunterkam und der Weg ins Freie frei
war. Man soll halt nich tun, was die Autoren sagen: Q. o.d.