B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 274

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Aus diesem Grunde werd ich auch die Hebammennichte
nicht engagieren (mit nichten, hätt ich beinah gesagt)
die ich übrigens schon kenne,- was auch Grund genug ist!
Im Urteil über den „halben Helden“ trefe n Sie mit Ihrem
Freunde, dem Tessing, zusammen, der dieses Werk für E.'s
spielbarstes hält. Ich finde es etwas pueril, seiner Vor-
züge unbeschadet, hatte aber auf die Wiener Nachricht en
hin schon daran gedacht,es wieder zu lesen, und will es
nun sogar tun. Nie war denn der Herr Träger der Hauptrol-
le, der sich mir sehr empfohlen hat?
Nach Wien kommen wir nicht, es wäre ein ganzer Roman,
zu erzählen, weshalb nicht. Und da nehm ich Rücksicht auf
Ihre Nerven, denen ich die schönste Sommererholung wün-
sche. Dass wir uns in den nächsten Monaten sehen, ist nun
wohl leid er ausgeschlossen.
Herzlich Ihr
O.B.
Liebe Frau Olga,
es wird doch unserer Freundschaft keinen Abbruch tun,
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dass ich den von Ihnen gegengezeichneten Wunsch der ho-
hen Frau, die um Lili, Heini und deren Eltern,Familie,
Freunde, die Menschheit und die Kunst sich so verdient
machte, nicht erfüllen kann? So eine Weh- und Achmutter
wird die Weise doch nicht sein?
Sie wundern sich vielleicht, dass ich dem Arthur so viel
dummes Zeug schreibe, Das kommt aber daher, weil ich im-
mer lachen muss, wenn ich an ihn denke.
Ich kann aber auch sehr ernst sein.
Viele gute Grüsse Ihnen um den Kindern.
Ihr aufrichtig ergebener
O.B.