B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 280

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auch nicht auf dem S. gepredigt hätte - und lassen
Sie uns dann zu einem Definitivum kommen. - Für den
Anatol hoffe ich im November oder den ersten Tagen
des Dezember Platz zu finden, und dann stünden sich
ja der alte und der junge Schn. nicht im Licht.
Gratulire schönstens zur gesungenen Christine und
danke sehr für Ihren Einsame Menschen-Glückwunsch.
Wir haben damit in der Tat einen sehr schönen künst-
lerischen und auch einen praktischen erfolg gehabt
(11 Aufführungen 33000 M.). Jetzt blüht unser junger
Wein, so dass ich einstweilen keinen Grund habe, Ihrer
Prophezeiung zu widersprechen. (Der anne Georg wird
hoffentlich keinen Polykrates-Ring darstellen).
Monnard hat den Probst bei Björnson sehr hübsch ge-
spielt, und auch Lob gepflückt. Freilich, vom Probst
hat Hofreiter wenig! So wenige wie Rosenbaum vom Pro-
pheten! Womit ich aber seine weite Land-Prognose
nicht anfechten will, so wenig wie Ihre vom lessing-h!
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Ihre Münder mögen Honig reden, und die Wahrheit!
Wenn es mir irgend möglich ist, komme ich zum Medardus,
und mit Freuden. Der Druck in der Neuen Rundschau
wirkt sehr gut; ich meine, das Gedruckte! Wie gehts
Frau Olga und den Kindern? Und dem nervösen Herrn Va-
ter? Kommen Sie nach Tegel, da herrscht eine geradezu
infame Ruhe; an den Semmering darf man freilich nicht
denken in dieser märkischen Melancholie, die man mit
Kleist nur „zum Erschiessen schön“ nennen kann.
Treulich
O.B.
Bei lessing hat D.w.L. einen durchschlagenden Erfolg
erzielt, und der ist ein typischer Berliner!