B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 282

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Tegel, 15.10.1910.
Lieber Freund,
für einen Rohrleger halte ich Sie nicht (eher schon
für einen Poeten), aber Ihrem Meinungswechsel kann
ich doch nicht recht folgen. „Mitte Februar“ habe ich
Ihnen schon am 4.Okt. genannt, worauf Sie am 6. auch?
„1.Jänner - 15.Febr.“ acceptirten. Dass ich Ihnen
nun, als gewissenhaft-unreinhardtisches Subjekt, den 18.
Febr.bezeichne, kann doch keinen Unterschied machen.
Und dass der Januar unmöglich ist, kann ich Ihnen,
wie ich es damals schon begründete, heute nur wiederho-
len. Auch waren Sie nicht „der Erste am Platz“, son-
dern Sie kamen nach Bahr (der in meinem Entwurf den-
noch nach Ihnen kommt!) und, dies vor Allem, sie wollten
sich weder für die offerierte Nr.3, noch sonstwie ent-
scheiden. Ein Stück aber zugleich für einen bestimmten
Termin acceptiren und nicht acceptiren, dem einen Teil
alle Rechte einzuräumen und den andern, nämlich sich
selber, gar keine zuzuschreiben, - das geht „über die
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15. 10.10.
Kraft-- (da ich ja nun mal gut Björnsonisch bin, bis
auf Weiteres). Ehdlich, um auch das noch zu sagen, ist
der Ihnen bezeichnete Termin m.B. ein durchaus guter;
S. haben schon voriges Jahr mit den Arm festgehalten,
mit dem ich den „Anatol" hochheben wollte, ich glaube,
zu Unrecht - wollen Sie den selben Fehler nochmal ma-
chen? Aber wie mein Gott will (A.S.), ich halt still.
Sie können aufführen lassen und Sie könne liegen
lassen, der Namedes Herrn und Freundes sei gelobt.
Besetzung habe ich heute nicht anders vorzu-
schlagen als damals, und „totaler“ kann sie auch nicht
werden, Sie müssten denn noch Personen hinzudichten.
Ueber Striche werden wir uns später zu verständigen
haben,wenn Sie erst wissen, wann Sie gespielt zu werden
wünschen.
Herzliche Grüsse
Ihres
O.B.