B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 283

279 Berlin, 14.11.1910.
Lieber Freund,
an der Reise zum neuen Schnitzler wird mich der alte
hindern, scheint es! Wir haben dieser Tage „Anatol“
arrangirt, wollen am 19. mit den Bühnenproben beginnen
und - wenn nicht die Theatervorsehung dem guten Georg
viele zweite Leben bescheert, wider Erwarten - am 2.
oder 3.Dezember die 5 Stücke zuerst spielen. Die Be-
setzung ist: Monnard; Reicher; Somary - Frage an das
Sch.; Lossen - Weihnach tseinkäufe; Sussin - Abschieds
souper; Herterich - Episode; Triesch - Hochzeitsmorgen.
Hoffentlich steht Ihre Münchener Vorlesung
da nicht im Wege? Ich hatte Ihnen ja aus Tegel Anfang
Dec. als wahrscheinlichen Anatol-Termin vermeldet;
und so hoffe ich bestimmt, Sie, nach schön erledigtem
Medardus, hier zu sehen.- Wir nähren uns im Theater
ganz gut annoch vom jungen Wein;während mir, einer
schleichenden Influenoirtheit halber, sehr viel alter
Wein empfohlen ist. Das sind so die Widersprüche des
Lebens. Eooo.- Ihrigst
O.B.
280
Berlin, 21.11.1910.
Lieber Freund,
so leid es mir tut, muss ich am Donnerstag doch fehlen.
grade in den Tagen wird es mit unsern Proben so weit
sein, dass ich dabei sein muss (oder möchte); und
trösten kann ich mich eben nur, dass ich doch bei Ihnen
bin, hüben und drüben.- Ihrem Wunsch Anatol am 3. zu-
setzen
erst anzusammen, entspreche ich natürlich; der gel-
ben Gefahr, diesem grüngeäugten Scheusal, dürfen Sie
freilich nicht ausgesetzt werden.- Ich rechne aber
sehr darauf, Sie, wenn Sie nicht zum 3. kommen können,
was sehr schön wäre,bald darauf bei uns zu sehen! -
Die Reihenfolge wird wie Sie es angeben geordnet.
Mit herzlichem Daumendrücken
O.B.