B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 304

Von tämän keskinken:
Välkeiten
B. 30.3.1912.
Seien Sie schönstens bedankt, lieber Freund, für Ihre
Untersuchungen in der Pension Kramer. Obgleich ich auf
deren Vetter Michael leider verzichten musste, möchte
ich die 62 Kronen-Zimmer mieten, wenn mir ausser dem
warmen Staatstelephon und Wasser auch noch einige
Wärme für meine Diät-Wünsche entgegengebracht würde.
Es sind ganz einfache sachen, die ich brauhhe, und ich
möchte nur, dass die Kramerischen gleich erfahren,
dass ich Diabetiker bin, u. s. w. u.s.w. will sagen: ich
war bei dem führenden Berliner Bekämpfer der Dieb e-
tis, Prof.Sandmeyer, in Behandlung, da das Acoton nicht
schwinden wollte; 14 Tage habe ich ein sogenanntes
Sanatorium in Zehlendorf bevölkert, und mein Bedürfnis
nach weiteren Sanatorien (wie das im Cottage z.B.)
wäre nun gedeckt; gewisse Diät-Vorschriften dieses
Smeyer möchte ich aber weiter ausprobiren, durch die
mein innerer Mensch wieder konstant mit Kohlenhydraten
F.T.F.K.
11/11
30.3.1912.
aufgemuntert werden soll.-Kann ich also bei J.D. und
Melitta Kramer auf einiges Entgegenkommen rechnen -
zunächst principiell, das Einzelne würde sich ja fin-
den, mir wären kan Richter brauchen - so bin ich der
ihrige,voll und ganz. Wollen Sie mir das „richten“,
wie der ehrliche Berger zu sagen pflegt? Ich glaube,
mündlich und wienerisch geht das besser. Eine directe
Bestätigung des Mietens am 3.Mai ab kann dann folgen.
Da wir grade von Berger reden: er hat mir
verschiedenes von Jbsen und Hauptmann schon freigege-
ben; deshalb bitte ich Sie, wegen „Zwischenspfel“ das
Nötige zu ordnen, vielleicht nicht umgehend, da heute
erst die Zusage der „hohen Intendanz“ an mich gelangte.-
Am 15. Mai möchte ich aber doch dabei sein, so verlockend
Sie und Brioni auf mich wirken.
Nun leben sie wohl, lieber Freund, und grüssen Sie Frau
Olga herzlich, an die sich meinen Dank von S.1 gleich-
falls lebhaft richtet.
O.B.