B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 303

27/1/17 „
312 Berlin, 25.2.1912.
Danke sehr, lieber Freund, für Ihren heroischen Brief
über den „Wurstl“. Ich habe mit Vergnügen gesehen.
dass Ihre Prognose vom baldigen Verschwinden nicht
zutraf; beider waren die Berliner Berichte so ungün-
stig, dass jetzt eine Aufführung wohl nicht ratsam
wäre. Die Verknüpfung Anatol-Mizzi hat sich als nicht
sehr anziehend erwiesen, dagegen hat die ghe zwischen
Knödel und müder Grazie sich befestigt, und es hat den
Anschein, als ob ich zu früh die Flinte ins jüdisch-ti-
rolische Korn geworfen habe. Heute, 14te „Mizzi“ und
elfte „Erde“, kamen wir auf 3400.- Meine „Frühjahrs-
reise“ wird wohl nur bis Eiknet gehen, da ich durch
den Semmering noch saturirt, und ziemlich beeinander
bin. - vielleicht denkt Ihre Frau, die ich herzlich
grüsse,mal an die Cottage-Wohnungsfrage für mich.
Mein Programm erweitert sich dadurch, dass mein Neffe,
der Schauspielergehilfe, sich bei mir eingeladen hat
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25.2.1912.
und mitkommt; ginge ich in die Pension, würde ich ihn
bei mir einmieten; im Sanatorium nicht.
Einen vorsichtigen Vertrag mit B. über „Medardus"
würde ich ihnen anraten können. Ich teile ungefähr
Ihre gute Meinung von ihm; doch was Sie schwarz auf
weiss besitzen, können Sie getroster nach Hause tragen!
Uebrigens hatte ich ihm vor einigen Wochen den „Medar-
dus" grade genannt. Die Rücktrittsklausel kann ja im-
merhin nützlich sein; und wenn Sie ganz vorsichtig
sein wollen, erlegen Sie ihm doch Geheimnis auf bis zun
Rücktrittstermin.
Wollen Sie den Vertrag über „Zwischenspiel“ haben, und
wie ist es mit den Burgtheaterrechten?
Herzlich der Ihre
O.B.