B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 318

11. De
(14.9.96.)
nach seinem Sinne. Er findet, dass Paul den Karinski
niederschiessen müsste" ;da Paul auf den Angriff K.'s
gefasst keineswegs warten würde,bis der ihm zuvorkäme.
„Sonst wär er ja ein Trottel." Ich setze diese Einwen-
dung, die mir im Augenblick, da sie ausgesprochen wurde,
sehr plansibel schien, jedenfalls hieher. Aus die Be-
fürchtung B.'s, dass das Publikum seinen Unmut über Ka-
rinski nach alter guter Theaterweise am Autor auslas-
sen könnte, sei erwähnt. Weniger wichtig scheint mir
ein anderer Einfall Burckhards: dass die Naive (oder
wenn Sie wünschen Sentimentale) schliesslich noch den
Karinski niederschiessen sollte. Auch knallt es, sogar
wenn Damen schiessen, und so sind sie ja von vornherein
ein Gegner dieses Abschlusses (hier hätten Sie den
guten Spass: „Abschusses“ nicht unterdrücken können.) -
*) wobei es aber, wie ich zu bemerken bitte, nicht we-
niger knallte.
(14.9.96.)
Dieser Tage schicke ich das Stück dem Dtsch.Volksthea-
ter; es ist wohl nicht dran zu denken, dass es hier die
Censur passiert; sollte das unglaubliche doch geschehn,
so wird der Unannehmlichkeit, hier die allererste Auf-
führung zu erleiden, hoffentlich nicht schwer zu ent-
gehen sein, Besetzen lässt sich das Stück im Volksthea-
ter,mit Ausnahme weniger Rollen, sowieso nicht. Burck-
hard will ganz bestimmt zur Premiere nach Berlin kom-
men, und hat mich ersucht, ihm den Termin so zeitig als
mögl ich bekannt zu geben. Bald hätt ich vergessen,
dass auch er bei der Riedel nach der Sorma und beim
Karinski nach dem Kainz geschrieen hat. Geschrieen -
ist vielleicht etwas übertrieben, und das erzähl ich
Ihnen ja auch nur sozusagan im Plauderton.
zum Hannele und auch zum Sudermann-Abend viel Glück!
Hier haben wir am 19. die Athenerin - aber das wird Sie
ja erst am 20. interessieren! -