B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 343

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Eiessen, hat mich überrascht, angenehm, wenn Sie wollen -
uld unangenehm, auch wenn Sie nicht wollen. Ich war näm-
lich darauf gefasst, dass die Einnahmen nach der mir be-
kannten 3.Vorstellung immer tiefer gesunken wären;
wunderte mich also die Steigerung von der 3.zud 4.,
die kleine Steigerung von der 5.zur 6. zu sehn - so
dass die Einnahmen der 6. sogar um eine Kleinigkeit
dieder 3. übertraf. Ich hatte nun den Eindruck, dass
Sie vielleicht schon nach der 4. Vorstellung das Die
wenigstens um eine Nuance besser für die nächste Woche
hätten ansetzen können, (z.B.für einen Sonntag); und
hatte noch lebhafter den Eindruck, dass kein zwingender
Grund vorlag, das Stück nach der 6.Vorstellung einfach
fallen zu lassen. Ich hoffe nicht misverstanden zum wer-
den. Ich bin nicht der Ansicht, dass man ein schwaches
oder ein schwachgehendes - oder ein Schwaches und
schwachgehendes Stück forzieren soll und weiss das ge-
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bieterische des Kassenapparates zu schätzen; aber Sie
wis sen hingegen,wie werthvoll es für mich in Hinsicht
auf die kleineren Bühnen und in Hinsicht auf die Wiene
Stimmung gewesen wäre, wenn Sie das Stück in den zwei
nächsten Wochen noch je einmal angesetzt hätten;wenn
Sie wenigstens eine Sonntag-Nachmittagsvorstellung
damit gemacht hätten. (Gewisse feindselige Blätter
haben hier natürlich sofort gebracht, dass das Stück in
Berlin nach 3maliger Aufführung vom Repertoire ver-
schwunden ist). Ich finde also, dass Sie, trotz der Kas-
senausweise,ja vid leicht gerade nach den Kassenaus-
weisen eine neuerliche Ansetzung des stückes wohl hät-
ten riskieren dürfen. Damit will ich keine allgemeine
Regel aufstellen, wozu ich keinesfalls berechtigt wä-
re - aber in einem Fall, wo es sich nicht um einen
xbeliebigen Direktor und um einen xbeliebigem Autor
handelt, sondern um den Direktor Otto Brahm und den