B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 344

(undatiert) 98?
Autor Arthur Schnitzler, wäre vid leicht doch noch was
anderes zu berücksichtigen gewesen als ein eventueller
Ansfall von ein paar hundert Mark - für diesmal. Ich
hie mich wirklich aufs herzlichste geärgert und bin
aufrichtig genug, Ihnen das mitzuteilen, womit die Sache
erledigt sein möge.-
Heute geht auch die „Gefährtin“ an Sie ab. Ich habe sie
gekürst und insbesondere den letzten Dialog zu schärfen
versucht. Als ich das Stückchen neulich den auch Ihnen
Bekannten vorlas, hat es nicht wenig gewirkt. Möglich
ists, dass mir für den Schluss, nach den letzten gespro-
chenen Worten, etwas stärkeres einfällt; ein ordentlichæ
Requisitenernst,wenn dieses gegensätzliche Wort zum
Requisitenscherz gestat tet ist. Bei dieser Vorlesung
hat sich auch zur Eiden herausgestellt, dass meine
ursprüngliche Reihenfolge :Paracelsus,Gefährtin,Kakadu
absolut -
10th. 8
15,7.99.
Lieber Doctor Brahm, bitte sehr befördern Sie den inlie-
genden Brief an Gerh. Hauptmann, da ich seine Adresse
nicht kenne. Herzlichen Dank im voraus.-
Das Deutsche Theater oder seine Rudimente oder keine
Pragmente oder was Sie wollen hat hier sehr grosse
Erfolge. Die Augustion wirkt mächtig. Einzelleistungen,
die man von Einheimischen nicht dulden würde, nimmt man
hin;mässige Darsteller werden hochgeschätzt;die guten
bejubelt man. Vor lustigen aber durchaus nicht bewun-
derungswürdigen Regiestücken liegt man auf den Knieen;
Mängel werden übersehen. Ich habe alle Darstellungen
gesehen ausser den Gespenstern.
Das Lampengesindel fand ich gut insceniert, aber inner-
lich unausgeglichen. Es wurde bald natürlich gesprochen
bis zur Unverständlichkeit;bald pos senhaft geschrien.
Sehr gut war Kayssler, nach ihm Winterstein,Reinhardt,
Eberty. Martin störend. Der 3.Akt allzu albern. Ich
glaube - trotz der „Lumpen" und sogar trotz des Lampen-