B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 368

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34 a Wien, 8. Januar 1904.
Lieber Herr Brahmt—
Es wird mir selbstver-
tändlich ein Vergnügen sein, wenn das Lessingthe-
ter im nächsten Jahr "Liebelei" und "Litteratur"
a seinen Spielplan aufnimmt, es ist mir aber unver-
tändlich, warum die künftige Direktion des Lessing-
neaters diesen Abend nur mit dem Tantièmensatz von
d? und nicht mit dem üblichen von 10% bewerten
ichte. Raphael, der Volksbildner, hat mir abgese-
in von einer Tantièmengarantie, für “Liebelei“ 7,
ad für "Litteratur" 3L bewilligt, ohne mit der
mper zu zucken. Ich glaube mich berechtigt, die
eichen Bedingungen von Ihnen zu beanspruchen, wo-
ei ich Ihnen übrigens die zuckende Wimper gern
chsehe.- Falls Sie das alleinige Aufführungsrecht
nächsten Jahr wünschen, so dürften Sie auch mein
rlangen nach einer Tantièmengarantie, u.zw. von
90 M für "Liebelei" und 300 M. für „Litteratur“
eht unberechtigt finden. Sind Sie, lieber Herr
Brahm, damit einverstanden, so ersuche ich um entsprechen-
den Vertrag.
Die Gründe, welche Sie davon absehen liessen, die im
"Einsamen Vog" beschäftigten Darsteller mit den Stück be-
kannt zu machen, haben Sie mir nicht mitgeteilt. Velche
Gründe immer maassgebend waren, so denke ich, wird es jetzt
wol schon an der Zeit sein, den betreffenden Künstlern das
Stück zum Lesen zu geben. Sie befürchten wahrscheinlich,
dass man zu früh über das Stück zu schimpfen anfängt; aber
auf acht Tage früher oder später kommt es ja nicht an, und
das Wesentliche bleibt doch, dass den Schauspielern Gele-
genheit geboten wird, in den Sinn des Stücks und den Sinn
ihrer Rollen einzudringen.
Ich fahre nun auf ein paar Tage auf den Semmering und
hoffe, bei meiner Rückkunft Ihre freundlichen Nachrichten
vorzufinden.