B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 384

(5.8.05.)
dass ich zum mindesten schon den „guten Platz“ zu hab en
glaubte?
-Am Drana bin ich seit gestern wieder fleissig; die
gute Stunde ist noch nicht da, aber meine Ueberzeugung,
dass die Hauptrolle sich für die Höflich unsagbar eig-
net, sowie das s die Vertheilung in der von mir ur-
sprünglich beabsichtigten Art die gewiss richtige wäre,
hat sich noch befestigt. Nun, wir werden keinen Rich-
ter brauchen. Die Komödie ist gestern zum Druck abge-
gangen. Noch nemenlos. „Caecilie Adams“ wäre vielleicht
das einfachste. Hoffentlich sind Sie schon ganz wohl.
Ihnen und dem werthen Bruder schönen Gruss.
Herzlichst Ihr
A.S.
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Wien, 13.8.1905.
Lieber Freund, gestern habe ich einigen Freunden mein
beiden Stücke vorgelesen. Die Komödie dem Hugo und
Herrn Leo Vanjung. Ich will nicht verhehlen, dass sie
ausnehmend gut gefiel. Dann den gleichen Herrn und
überdies Herrn Schwarzkopf (der die Komödie schon kan-
te) das andere Stück. Die zwei ersten Akte wirkten
stark, der dritte ist zu ändern, wie ich schon vorher
vermuthet hatte,-wohl vollkommen umzuarbeiten. Darüber,
dass sich dieses zweite Stück mehr für Reinhardt, das
erste für Brahm eignete, herrschte eine nicht zu schil-
dernde Einstimmigkeit. Sagen Sie mir freundlichst, wie
lange Sie noch in Marienbad bleiben; ich möchte Ihnen
die gelungen ersten zwei Akte zusenden; ich zweifle
nicht, dass Sie nach der Lectüse auch unserer Ansicht
sein werden. Den dritten lass ich vorläufig nicht ein-
mal typieren »), ich muss mich vor allem von gewissen
vorgefassten Meinungen über den Weg, den die Gestalten
*) ich hatt ihn hier wieder ganz neu geschrieben, da di
erste Fassung ganz unverwendbar ist,