B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 391

III
Telegramm. 50
5.9.1905.
Ihr Brief höchst überraschend, erklärte wiederholt, dass
eins Ihnen, andres Nachbarn zufallen sollte. Sie selbst
sprachterlang nach Erhalt des ersten von eventueller
Verwechslung der Bäumchen, worauf ich mir völlige Frei-
heit wahrte. Die Dreitausend sind vorwiegend prinzipiel-
le Frage. Ich hätte wohl wie mancher auch einmal für ein
einzelnes Stück Garantie beanspruchen dürfen, nicht qua-
si als Belohnung für Zwillinge. Viel wichtiger wäre
mir Wiederaufnahme älterer Stücke. Sobald ich mit Nach-
barn abge schlossen oder abgebrochen, erhalten Sie so-
fort Nachricht.Zugleich erbitte Beantwortung folgender
Fragen,ob Sie eventuell Komödie ohne Mariendrema für
Oktober-November annähmen, ferner ob Sie für Mariendrana
allein keineswegs zu Garantie bereit. Ich hoffe ja, dass
ich mit beiden zu Ihnen kann, aber ich fühle mich ver-
pflichtet meine Interessen so gut zu wahren wie Sie die
des Lessingstheaters, Herzlichst Schnitzler.
Brahm
50 a
6. 9. 1905.
Noch bevor die Entscheidung fällt, lieber
Freund, möchte ich Ihnen doch sagen, dass
Sie mich die Aufrichtigkeit in der Sache mit
den zwei Stücken, die Aufrichtigkeit von
egen Si
Anbeginn bis heut aufrichtig bedauern machen.
Hätte ich Ihnen ohne von einem zweiten zu
sprechen, eindach das erste Stück einge-
reicht.so wäre die gache erledigt. Ich hät-
te meinen vertrag, meinen Termin. Nichts
zwang mich Ihnen von einem zweiten Stück zu
reden, nichts Ihnen die zwei Akte, die fertig
warenkvorzulegen. Von vornherein aber hatte
ich abgelahnt Ihnen die zwei Stücke sozu -
sagen zur Auswahl hinzubreiten, oft wieder-
holt, dass mir die Komödie für Ihr, das Dra-
na für peinhardts Theater zu passen schie-
ne Andere haben diese Ansicht betätigt;
Ihres ausgesprochene Vorliebe für das Stück
und gewisse Besetzungschansen liessen mich