B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 392

Brahm.
der Idee nähertreten statt der Komödie
für die bei Reinhardt in der Sorma eine
glänzende Darstellerin zu finden war)das
Drama Ihrem Theater zuzuwenden. Dass ich
nur ein Stück Ihnen und das andere Rein -
hardt zu geben gesonnen wäre, hatte ich
Ihnen zum Ueberdruss wiederholt.Nun kam
noch Ihr Brief, der mir und Andern Ihre
Vorliebe für Stück II dadurch zu betätigen
schien, dass Sie mir für dieses eine Tantie-
me garantierten. Sie behaupten nun (natür¬
lich in besten Glauben),dass diese Garantie
sich auf bei de Stücke zusammen bezogen hät-
te. Dass ich allen Grund hat meiner Nei-
nun zu sein, ersehen Sie am besten aus der
stelle Ihres Briefes,die ich wörtlich her-
setze: „Vielleicht wenn ich Ihnen für das
zweite Stück eine gute Position dadurch
sichere, dass ich Ihnen die Tantiene garan-
tiere. Ich erlube mir also Ihnen,falls Sie
diesem Gedanken nähertreten wollen,und mir
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Brahm.
das Stück bis Neujahr über eben, Mark 3000
als Anzahlung auf Tantiemen,die bei Errei-
ohung des Stückes fällig würden,zu offe-
rieren“,
Kein Wort davon, dass ich für das
zweite Stück nur dann die Garantie bekäme,
wenn ich Ihnen auch das erste überliesse.
Darüber, dass ich nun alles Recht
hatte die Komödie an Reinhardt zu senden,
ist kaum ein Wort zu verlieren.Was konnte
Sie denn mit einem Mal zu der Ansicht ver-
anlassen, dass Sie beide Stücke bekommen
sollten, nachdem ich ununterbrochen erklärt
hatte,dass eines I—nen, das andere dem Rein-
hardt gehörte.Ermessen Sie nun meine Vor-
wunderung über Ihren Brief vom 4.d. und
über diesen seltsamen Ton des Briefes. Als
hätten Sie sich durch die Augrichtigkeit, mit
der ich Ihnen über die Stücke berichtete,
Rechte erworben und als hätte ich irgend-
welche formelle oder moralische Verpflich-