B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 396

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53 Wien, 14.9.1905.
Lieber Freund, ich danke Ihnen vor allen für Ihre lie-
benswürdige Theilnahme an den Burgtheaterfrieden. Die
Sache hat sich sehr einfach gemacht. Ich habe an
Schlenther mit Beziehung auf Ihren dahin deutenden
Brief geschrieben, dass ich die Komödie fertig und vom
Drema 2 Akte ziemlich vollendet hätte, worauf telegr.
Ersuchen beides einzusenden, wenige Tage drauf Annahme
der Komödie und Ersuchen die Entscheidung über das
Drana bis nach Vollendung verschieben zu dürfen, sowie
Wunsch, meinen Besetzungsvorschlag zu erfahren. Ich ma-
che ihn, er wird an gleichen Tage telegr. angenommen
und so war die Sache erledigt. Gestern kam Telegramm,
dass demnächst Einladung zur Leseprobe erfolgen würde.
Dass die Premiere für 12.X.geplant ist, hab e ich Ihnen
schon depeschiert. Soweit sich in diesen Dingen etwas
voraussagen lässt, glaube ich, dass diesmal gerade im
Burgtheater, auf Grund der Vorgeschichte, gewisse Er-
folgsohancen da sind, und ich glaube dass Kainz (der
(14.9.05.)
sich für die Rolle sehr zu interessieren scheint, nach
einem Briefe von ihm an mich zu schliessen) als Amadeus
vorzüglich sein wird. In Hinsicht auf die Witt hab ich
ja einige Bedenken, aber von allen vorhandenen hat sie
noch die meisten u. wesentlichsten Elemente für die
Figur. (Albert: Tressler,Marie:Haeberle, Fürst:Korff,
Gräfin :Kallina.)
Ich hab e Ihnen von Fischer aus Exemplare senden las-
sen und erwarte nun gern Ihre näheren Aeusserungen
sowie Vertrag. Aus etlichen Prager und Breslauer Vor-
tragsgründen wäre mir recht angenehm zu wissen, wann
etwa Sie das Stück anzusetzen gedenken, ob bald nach
Wien,ob erst tiefer im November etc?....
Der Zurückzug des Stücks von Reinhardt wurde mir be-
trächtlich erleichtert durch die, unter uns, geradezu
märchenhafte Nachlässigkeit der Leute im Beantworten
von Fragen u.a. Vor 8 Tagen und vorgestern habe ich
Telegramme erhalten, dass Briefe auf dem Weg seien -