B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 407

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58a Wien, 16.12.1905.
Läsber Freund,
ich sende Ihnen heute einen umbrochenen correcturabzug
des Puf. Vielleicht haben Sie noch etwas wichtiges zu
sagen. Ich warte jedenfalls mit der Imprimatur bis Mitt-
woch - res., Donnerstag. (Vorläufig wird nur das Bühnen-
manuscript fertig gestellt-).
Die weiteren Nachrichten Somoff u. Katharina betreffend
erwarte ich mit Spannung.- Wo war diese Dame vorher
engagiert? -
Ihr Rath ist mir immer erwünscht, auch wenn ich Sie
nicht gerade darum frage. Im Falle Raphael mar sein
Sinn wohl vorherzusehen. Auch ich denke, dass hier kaum
etwas zu gewinnen, immerhin aber etwas. zu verlieren
wäre, und so warte ich auf die Auferstehung des „Mär-
chen“ vielleicht doch lieber bis zun dem 1922 von
Meinhardt im Deutschen Theater zu veranstaltenden
Schnitzl er-Cyclus.-
Meine Frage: Kommen Sie nach Wien, bezog sich nicht
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(16.12.1925.)
auf Ihr Gastspiel, das ich (verzeihen Sie) total verges-
sen hatte, sondern auf irgend eine Fahrt aus andern
Gründen, die Sie als möglich hinstellten.-
In Sachen Burgtheater hab ich also gethan, wie Sie auch
für das vernünftigste hielten? keine weiteren Verpflich-
tungen übernommen u. mir vorbehalten, Schlenther zur
Berliner Premiere einzuladen. Man (Rosenbaum) bat nun
mich keineswegs in Wien etwas zu unternehmen, eh ich
mich nochmals mit der Burg in Verbindung gesetzt.
Kluge Leute glauben, dass die zweifelnde Haltung
Schlenthers, trotzdem es nicht zugegeben wird, auf Con-
surschwierigkeiten zurückzuführen, u.dass er vorläufig
aus Gefälligkeit die Bedenken der Censur auf sein
aesthetisches Gewissen überladen lässt.-
Würden Sie an meiner Stelle unter diesen Umständen doch
schon jetzt mit dem Volksth. unterhandeln?
Seien Sie herzlich gegrüsst.-Ihr
Spross und Gattin grüssen herzlich.