B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 408

1.1.11 11
59 Wien, 29.12.1905.
Lieber Freund,
die Zeit vergeht, u. ich hör nichts über Somoff. Es
scheint also, dass diese Hoffnung aufzugeben ist, u.
so bitt ich Sie nur, möglichst ohne Verzögerung nach
der andern Seite (Christoph?) Auftrag zu geben. Sie
begreifen gewiss, dass mir daran liegt, über diese Dirge
mögl ichst bald Klarheit zu bekommen.
Ebenso dringend scheinen mir die Besetzungsfragen
nach ihrer Lösung zu drängen. Katharina wollen wir
noch ein paar Tage in Schwebe lassen, aber wie steht
es mit der Oberstin?
Ist es aus irgend einem Grund nicht möglich, alle diese
Dinge möglichst bald zur günstigen Entscheidung zu
bringen, so würde ich Ihnen vorschlagen, den Ruf lieber
aufs nächste Jahr zu verschieben.
Herzlichste Grüsse und gutes Neujahr.
A.S.
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Wien, 23.1.1906.
Lieber Freund,
nach allem, was ich lese, bin ich dafür dass die Orloff-
die Katharina spielt. Ich finde die Worte in den Kri-
tiken über sie, die mir für die Katharina die wesent-
lichsten scheinen: jung, schwebend,heiss:- nach der
Hedwig (Sie wissen wie gut sie mir gefiel) konnt ich
nicht ahnen, dass ihr auch das heisse, schwebende zu Ge-
bote steht. Kommt noch dazu, dass sie jetzt den grossen
Erfolg gehabt hat;- sie hat also in dieser der Pippa
wie mir scheint nicht unverwandten Rolle schon im Au-
genblick des Auftretens gewannen. Frau Kraus kenn ich
nicht; nach Ihrem heutigen Brief scheint sie mir nicht
jung genug - und der sentimentale Ton, den Sie mir an-
preisen, ist für die Katharina der, den ich am wenigsten
haben möchte. Kurzum, von hier aus gesehen: Frau Kraus
unsicher, Frl.Orloff absolut sicher. Ich denke, das
Stück ist weiberlicherseits mit Frl.Schiff eben belas-