B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 409

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(23.1.06.)
tet genug; es wäre doch schön, wenn ich mich des edlen
Cousinenpaars Marie und Katharina schattenlos erfreuen
dürfte. Fängt man einmal mit der Einen zu probieren
an, so ist das eine schwere Sache (Sie wissen’s ja selbst)
- man wartet dann immer wieder auf den nächsten Tag,
und plötzlich ist die Generalprobe da u. man kann
nicht mehr umbesetzen. Zu grosse Jugendlichkeit ist
keine Gefahr für die Rolle (Pippa ist ja auch höchst
verführerisch) - eine Ahnung von „nicht mehr jung ge-
nug" kann die Figur uneidlich machen. Somit komme ich
zu dem Schlüsse, dass die Besetzung der Katharina mit
Frl.Orloff unter den durch das Talent, das Wesen und den
grossen Pippaerfolg geschaffenen Umständen eine Lakna
Chance mehr für den Erfolg des „Rufs“ wäre und dass
dagegen alles, was Sie mir bisher über Frau Kraus zu
berichten die Güte hatten, kaum in günstigem Sinn in
Betracht kommt.
Und nun zur weiteren Besetzung. Ich hoffe Bassermann-
(23.1.06.)
Oberst - Rei cher - Vater - Sauer Arzt steht so fest,
dass wir nicht mehr darüber reden müssen.- In Hinsicht
Maxens bekehr ich mich zu Ihrer Ansicht: Stieler -
der Umstand, das s Rittner unwillig an die Aufgabe sin-
ge, ist mir der einleuchtendste Gegengrund. Dann also
Rittner Adjunkt; Marr Albrecht.- Tante-Lehmann wäre
mir unendlich werthvoll. Vielleicht lässt sich das ma-
chen.- Von Walser, dem ich geschrieben, habe ich keine
Nachricht. Wann dürfte er fertig werden? Haben Sie ihn
gesprochen? Es wäre mir also höchlichst erwünscht, wenn
Sie mich in Ihrem nächsten Brief über die Besetzungs-
frage nach allen Richtungen endgiltig beruhigten und
die schwebende Katharina zu Gunsten des jungen und
heissen Frl.Orloff (von der mir gestern in Breslau auch
Werner Sombart, wie von der gesammten Pippaaufführung,
erfreuliches erzählte) ausser Schwebe gesetzt würde.-
Seien Sie herzlich gegrüsst.-Ihr
Wie alt ist Frau graus? - In welcher Rolle hatte sie
s.Z. Erfolg? - In welcher Rolle haben Sie sie gesehn?