Wien, 12.4.1906.
Lieber Freund, ich kann Ihnen den Ruppenspieler gern
zur Aufführung überlassen; mit Bassermann, auch Stieler
natürlich einverstanden; in der Damenwahl mehr der
Ursus Seite zugeneigt,wenn es der jungen Dame ge-
lingt, sich mit einiger Anmut zu umgeben. Den sogenann¬
ten „Herzenston" hat sie ja wohl besser als jene ande¬
re, deren Ton aus, sagen wir tieferen Religionen stammt.
Die Perzentualfrage ist in diesem Falle wohl mehr von
prinzipieller als praktischer Bedeutung; denn weder
für das Budget des lessingtheaters, ja kaum für dar ei-
nes Schriftstellers dürfte die Differenz, wie die hier
in Betracht kommende zwischen 2½ und 3f der Abendein-
nahme eine Rolle spielen. Aber ich glaube, Gerhard
Hauptmann wäre es nicht angenehm zu erfahren, dass die
Belastung Ihres Etat durch Elga Sie zwingt einem an¬
dern geachtete Autor gegenüber von den üblichen,- ja
sogar denselben, noch dazu mit Erfolg gespielten,
wegen Durchfall des Nachbarstücks abgesetzten Stück
(12.4.06.)
schon einmal zugestandenen u. geleisteten Bedingungen
bei Wiederaufnahme unter vielleicht günstigeren Ver-
hältnissen abzugehen, und so schlag ich vor, dass wir
bei den bekannten drei Perzent (die Sie übrigens schon
einmal für zwei gelesen haben) verbleiben, ohne weiteren
Versuch beiderseits uns gegenseitig durch Nachlass
oder Steigerung glücklich machen zu wollen.-
Sagen Sie mir bitte auch gelegentlich ein Wort, wann
Sie den "Einsamen Weg" wieder aufnehmen, und wie sich
Reicher zu seiner Rolle stellt.
Im übrigen, mit viel und wenig Schnittlauch stets der
Ihre, Herzliche
A.S.