64 6/5 Wien, 5.5.1906.
Lieber Freund,
in Brünn wird sich Ihnen Doktor Hans Müller, ein begab-
ter und interessanter junger Oesterreich. Dichter vor-
stellen. Ich werde von ihm ersucht, Sie auf seinen Be-
such vorzubereiten. Ich thue es gern, denn ich denke,
der Jüngling wird Ihnen gefallen.-
Unsere Hinterbrühler Adresse: Hinterbruhl, Hotel Ra¬
datzky. Wir denken, bis zum nächsten Sonntag dort zu
verweilen. Wenn Sie kommen, was höchst erfreulich wäre,
so telegraphieren Sie am Tag vorher bitte.
Der Ruppenspieler scheint mir ist bei der Kritik im
ganzen besser weggekommen, als die Elga. Bei den Stü-
cken ist es umgekehrt als bei den Dieben. Die grossen
henkt man, die kleinen lässt man laufen. (Wer verlangt
übrigens von Stücken, daß sie laufen? Es genügt, dass
sie gehen.) Sehr erfreulich wäre es ja, wenn das Zimmer
des Oboespielers und das rothweiss-gestreifte kurzge-
(5.5.06.)
schürzte Zöfchen noch ein wenig nach der realistischen
Seite umgelegt werden könnten. (Oder hat das lessing-
theater nicht das Recht ein von Karczag-Wallner beige-
steuertes Stubenmädchen umzulegen?)
Fernere, wenn auch nicht bessere Witze für jenes mythi-
sche Lustspiel reservierend verbleibe ich, mit herzli-
chen Grüssen von Olga u. mir
A.S.