B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 19

ouvrier de
II
(29.1.08.)
vorschläge zu hören.-
Olga ist wieder wohlauf; in der vorigen Woche ist bei
uns desinfiziert worden; nächste hoffen wir auf einige
Tage auf den Semmering zu gehen, wo wir mit unserm Buben
zusammentreffen, der vorläufig noch bei meiner Mama
wohnt. Für Ihre Theilnahme in dieser ganzen Zeit, lie¬
ber Freund, danken wir beide Ihnen vom Herzen, sie hat
uns wirklich wohlgetan. Ich bin schon mit allerlei
Plänen beschäftigt; vielleicht fang ich bald ernstlich
zu arbeiten an. Sie kommen doch im Frühjahr nach Wien?
Ich habe ein rechtes Bedürfnis, mit Ihnen zu reden!
Viele schöne Grüsse von uns Reiden.
Wien, 2.2.1908.
Lieber Freund,
etwas verspätet entledige ich mich eines Auftrags, der
mir schon vor Monaten geworden: Sie zu fragen, ob Sie
so eine Art von Vicedramaturgen,Vicesekretär etc. be¬
nöthigen, für welches Amt man Ihnen den kleinen Herrn
### empfehlen möchte, der früher am Kleinen Theater
war. Dass aus diesem jungen Menschen unter günstigen
Verhältnissen was werden könnte, glaub ich selbst.
Wenn Sie der ganzen Frage überhaupt näher treten wol-
len, steh ich zu weiterer Auskunft gern zur Verfügung.-
- Auf meinen letzten Brief bin ich noch ohne Antwort;
trotzdem will ich nicht unterlassen heute auszuspre-
ehen, dass es mir mit jedem Tag um die Ausschaltung des
Einakters "Lebendige Stunden", leider und leiderer
thut. Es sind schon schwächere Kinder gerettet worden,
und man sollte den Kritikern (ich meine natürlich
nicht die wirklichen - die schreiben nämlich nur selten
Kritiken) doch eigentlich nicht so ohneweiters weichen-