B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 33

Edlach, 4. Aug. 1909.
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Lieber Freund,
den Mizzi-Vertrag hab ich ans lessingtheater geschickt
und erwarte nun gelegentlich Ihre Gedanken über die Be-
setzung zu hören. In Ihrem letzten Brief ist Ihnen
neulich nach dem unbesetzbaren Philipp jedesweitere
Werkt Besetzungswort in der Kehle stecken geblieben.
Die Lolo Wüst?- Graf Reicher?- Fürst Monnard? - Fiaker?-
(Sie enden natürlich den Abend mit der Comtesse?) -
Ich danke Ihnen für die geschwinde Erledigung meiner
anatolischen Frage. Mit den ausgelassenen Stücken
(Denksteine, Agonie) bin ich wohl einverstanden; aber
dass Sie gerade das ausgelassenste Stück, den Hochzeits-
morgen, nicht auslassen wollen, freut mich weniger. Mir
ist dieses Stück sehr zuwider; es sollte schon manchmal
in Berlin aufgeführt werden, ich habe nie meine Einwil¬
ligung gegeben; das erste Mal sah ich es heuer in
Wien (Concordia-Vorstellung) - meine Sympathie stei-
gerte sich nicht. Dem Publikum und der Kritik gefällt
4.8.09.
es übrigens - so mag es denn den Abschluss bilden.
(Mir persönlich wäre Abschiedssouper als Abschluss lie-
ber, und die Denksteine (die ich natürlich auch nicht
mag) haben schon auf kleinen Bühnen sich bewährt).
Anatol Monnard; gut. Aber Max?- Halten Sie hier einen
Versuch mit Paul Marx aussichtsvoll? Wer sonst? Paul
hätte Schärfe, auch ausreichend Humor, ob auch genug
Liebens würdigkeit? - Für wichtig, erfolgfördernd, ja ge¬
wissermassen unerlässlich hielte ich, dass die fünf
Weiber von fünf verschiedenen Damen gespielt würden.
Triesch, Wüst, Orloff, Herterich - aber wo ist die fünf-
te? Kriegen Sie nicht eine neue? Triesch und Wüst ab-
wechselnd schiene mir schlecht. Mit fünf verschiedenen
Frauen, elegant insceniert, in hübscher Ausstattung
könnten die Kleinigkeiten sogar ein paar volle Häuser
machen. (Prag 7 - das hiesse Berlin 30-40). An Ihrer
Stelle würd ich den Abend in der Nähe von Weihnachten
geben. Nun wir schreiben, oder reden vielleicht noch