B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 39

nicht einmal andeutungsweise dem Kollegen vom Deut-
schen Theater übermittelt werden würde, da er ja dann
wohl rasch mit einem Vertrag bei der Hand sein dürf¬
te (auch ohne das moderne Stück). Bis zum Eintref¬
fen einer Aeusserung von Ihnen gedenke ich das Tole¬
gramm nicht zu beantworten.
Von Schlenther keine Nachricht. Sie schreiben
mir, dass er gewiss ernsthaft daran denkt den Medar¬
dus aufzuführen, pas wohl auf eine mündliche Bener¬
kung von ihm zurückgeht. In der Kanzlei wurde mir
von etwa 10 Tagen gesagt, dass das Stück noch bei
der Zensur liegt, was allermindestens seltsam ist.
Jedenfalls will Schlenther ein Nein, zu dem nun
absolut kein Anlass mehr ist, und ein Ja, das er soi-
ner "unglücklichen Liebe" für mich offenbar nicht
abringen kann,so lange hinausschieben als möglich.
Neulich hörte ich, dass er fester stünde als je,
andererseits zirkulieren allerlei Gerüchte über die
möglichsten und unmöglichsten Nachfolger. Ich glau¬
be,er möchte nicht gem als Vermächtnis ein angenom-
men es Stück von mir zurücklassen.
Eins Votis, die ich heute im Lokalanzeiger
finde lässt mich vermuten, dass Sie so ziemlich
entschlossen sind das Konzert allein zu geben. Wie
Ich Ihnen schon telegraphiert habe, am Beginn des
Abends würde sie keinesfalls glücklich stehen (dte
Komtesse Miezi, meine ich). Wir wollen also eine
bessere Gelegenheit abwarten. Sollte sich aber ir¬
gendwo anders eine besonders gute finden, so möchte
ich mir doch, damit das gute Ding nicht noch älter
wird, das Recht vorbehalten über den Einakter (selbst-
verständlich gegen Rückgabe der bereiten und aufre¬
grenden Garantie ) nach einem gewissen, von Ihnen zu
bestimmenden Termine wieder frei verfügen zu dürfen.
Ich brauche nicht erst zu sagen, dass mir die Auffüh-
rung bei Ihnen in entsprechender Gesellschaft nach
wie vor als das Wünschenswerteste erscheint.An Weisse
und Edthofer habe ich Ihren freundlichen Dank be¬
stellt. Sie behalten E. wohl auch für einen späteren
Termin im Auge. Um noch die Frage betreffe der Pfar-
rerstochter zu beantworten, einen nachhaltigen Erfolg
in Wien halte ich nicht für sehr wahrscheinlich, doch
glaube ich würde sie nicht übel aufgenommen worden.