B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 41

85 Ocopies Wien, 22.12.1909.
Lieber Freund!
Vor allem nur diese Frage. Sie erwähnten in Ihrem letz-
ten Brief Schlenther habe Ihnen zuletzt gesagt,er wer-
de mir, wenn Zensur und Drehbühne stimmen, die Annahme
des Medardus ausser durch den Kontrakt noch in Brief-
form mit einer Terminangabe anzeigen und an die müsse
sich auch der eventuelle Nachfolger gebunden halten.
- Nach den letzten Briefen Schlenthers stimmt die Dreh¬
bühne, nach einem gestrigen Gespräch von mir mit Jettel
stimmt auch die Zensur. Ich habe nun Schlenther in
einem kurzen Schreiben um definitive günstige Erledi-
gung ersucht. Wenn die Annahme kommt will ich selbst-
verständlich auch einen bestimmten Termin verlangen.
Ich möchte nun wissen, ob für den Fall, dass Schlenther
sich daraufhin weigert, ich seine Aesserung Ihnen gegen¬
über ins Treffen führen darf oder ob sie vertraulich
zu behandeln ist. Mir wäre es natürlich sehr wertvoll
im Ernstfall ihm je ne Zusicherung ins Engelsantlitz
schleudern zu können.
22.12.09.
Dass ich im Laufe der nächsten Zeit Einakter schreiben
könnte will ich nicht in Abrede stellen, aber sie dann
zur Komtesse Mizzi dazuzuspannen, hielte ich nicht für
oportun, es wäre so eine nachträgliche Sache. Ein guter
kurzer Dreiakter wäre schon die beste Begleitung für
die Komtesse. Im übrigen sehen Sie sich doch einmal
wieder den „Grossen Wurstl“ an. Es giht Zeichen und
Wunder (und Wunder undPlunder)!
Mit Pötzleinsdorf ist es natürlich vorläufig nichtsund
wird wohl auch nachläufig nichts werden. Können Sie
mir schon etwas Näheres über den Anatol-Termin sagen?
Natürlich unverbindlich. Wird schon fleissig an den
Schneeflocken für die „Weihnachtseinkäufe“ gearbeitet?
- Im übrigen geht es uns allen so weit gut; mit meinen
Nerven bin ich allerdings am Ende.
Herzlichst
Ueber die mir nie wahrscheinliche Affaire F.-d'A.wurde
von mir aus keine Silbe weiter getragen.