B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 49

26.4.10.
art am Ende gerade in diesem vollkommenen Zurücktreten
ausgesprochen wäre. Olga hatte einen ebenso starken
Eindruck wie ich.-
Die „Liebelei“ in der neuen Burgbesetzung (Balaithy-
Vater - Hoftenfel-Mizzi- Tressler-Theodor - Devrient -
Herr) hab ich auch gesehn, allerdings nur bei Proben.
Eine gute, nicht zum geringen Theil vollendete, Auffüh-
rung.-
Nun aber haben Sie das Wort.
Wir grüssen Sie alle herzlichst. Wir sehen uns doch
hoffentlich noch vor dem Herbste? Ende August wollen
wir nach Tirol und München.
A.S.
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Wien, 10.5.1910.
Lieber Freund, es ist schwer einen Schauspieler nach
einer Rolle zu beurtheilen - (fast so schwer wie eine
Frau nach einem Liebhaber (wenn er nicht ihr Gatte
wird - selbstverständlich,) und so bin ich mir über
Trägers Talentausmass nicht im Klaren. Begabt ist er
gewiss, einfach, gut sprechend, und ohne Glanz. Ich kann
mir wohl denken, dass Sie ihn brauchen könnten.-
D.W.L. wird (schreibt Fischer) mit unerhörter Beschleu-
nigung gem druckt; (ist übrigens schon ins russische
übersetzt, auch dahin muss ich nun meine Aenderungen
senden, da lebhafte Verhandlungen im Gange.) Ich hoffe,
Sie haben ein reinliches Fahnenexemplar in 2-3 Wochen.
Ohne Entschlüssen Ihrerseits vorgreifen zu wollen, bit-
te ich Sie zu erwägen, ob Sie (wenn Sie das Stück über-
haupt spielen wollen), im Januar Raum dafür haben? -
- Wir wollen also gleich nach Pfhingsten abfahren, Zü-
rich, Luzern, Genfersee etc. Olga hat soeben wieder eine
Kinderkrankheit überstanden, den sogenannten „Mumps“