B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 60

Gründen Wien diesmal nicht später als Berlin kommen.
sollte, darüber sind wir wohl alle einig. Sie, Berger
und ich. Halten Sie, lieber Freund, eine Verschiebung
des W.L. auf Beginn nächs ter Satson, wäre es auch
ausschliesslich mit Rücksicht auf Ihr Theater, für
nicht angezeigt, so ist die Sache abgetan und ich will
hier nur das Möglichste tun, dass das Stück am Burg¬
theater zu leich mit der Freitere bei Ihnen heraus¬
kommt: Zugleich! Hier stoche ich schon. Es wäre utol-
leicht doch vorteilhaft, wenn ich der Erstaufführung
so wohl hier als in Berlin beivohnen könnte, etwa mit
einem Zwischenraum von 3-3 Tagen. Und wo dann die
Uraufführung? Ueber all dies möchte ich sehr bald
Ihre Meinung erfahren und möchte vorher mit Berger
gar nichts darüber sprechen.horff wird hier den Hof¬
reiter spielen, die Marberg Gente. Ihr Eintritt in die
Burg wird wahrsche inlich schon im Feber erfolgen, am
Ende gar im Jänner. Und nun, da wir eben von der Genta
reden. Wohin ich auch höre, jeder ist überzeugt, dass die
Lossen für diese Rolle der Triesch bezeiten vorzustehen
wäre und ich war, wie Sie wissen, von jeher dieser An¬
sicht.Die Treisch wäre gewiss sehr gut, hein Zustfol.
Aber der Sindenfall der Genta würde durch seine Selbet-
versändlichkeit seinen tiefern Sinn und viel von
seiner äusseren Wirkung verlieren. Die Lossen wäre die
Gestalt, würde das ganze Stück gewtssermassen erhören,
indem die Atmosphäre gereinigt schiene. Ja, ob man nicht
eher die Triesch für die Erna in Betracht ziehen könn¬
te. Jedenfalls bitte ich Sie dringend, lieber Freund,
überlegen Sie die ungelegenheit noch einmal reiflich.
Für mich erhöht sich mit der Lossen als Genta die
Jahrscheinlichkeit des Erfolgs um ein Beträchtliches.
Wenn Herr Lessing seine Striche schon gedichtet
hat, so wäre ich für freundliche Mittelung sehr dank¬
ber. Bei Aigner-Sauer bleibt es doch? Die Besetzung
der kleineron hollen haben Sie übrigens noch nicht
bekannt gegeben.
Nun wünsche ich uns noch gutes Anatolisches
Gelingen und xxx mit den herzldchs ten Grüssen von
uns Allen Ihr
Wien, 8.12.1910.
Lieber Freund,
eben, d.h. in einer halben Stunde fahre ich auf die
Bahn, nach München, lese dort morgen Abend, besuche dann
in Partenkirchen meine Schwägerin,-Berlin lass ich aber
diesmal sein, weil ich mich sowohl nach Ruhe als nach
Arbeit sehne - und ja die Hoffnung habe, im Feber nicht
nur Sie, sondern auch noch den Anatol in Berlin zu se-
hen. Wie Monnard eigentlich gewirkt hat, geht mir aus
den divergenten Kritiken nicht recht hervor, die Schwär-
merei Kerrs und Jacobsohns (die sonst so verschieden
denken) für die Lossen hat mich noch neugieriger ge-
macht, wie sie sich hinsichtlich der Lossen entschie¬
den haben. - Der Termin für die Aufführung des W.L.
im Burgtheater ist von der Marberg abhängig; wenn es
möglich ist, sie dem Weisse schon im Feber abzuknipsen,
so wird Berger das W.L. jedenfalls mit Ihnen zugleich
oder eventuell 2 Tage früher geben, damit ich beiden
Première beiwohnen kann. Der Medardus geht hier wei-