B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 78

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1.10.1912.
S.H.P.
Brahm
affoV aoV. ebrige
Lieber Freund.
Barnowsky hat den „Bernhardi“ gelesen
und bewirbt sich sehr dringend um das Stück.
Wenn ich bald mit ihm abschliesse,so könnte
natürlich auch der Termin in einer für mich
vorteilhaften Weise festgelegt werden. Nun
möchte ich aber doch nichts Entschiedenes un-
ternehmen, ehe Sie mir in aller Kürze meinen
letzten Brief beantwortet haben. Wenn es Ihnen
also keine Mühe macht, so schreiben Sie mir
recht bald.
Herzlichst
Herrn Direktor Dr. Otto Bezug,
14/1
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17.10.1912.
Brahm
Lieber Freund.
Heute bin ich beim Zenser gewesen, das
Stück wird jedenfalls dem sogenannten Zensurbeirat
übergeben, der Statthalter hat sich die letzte Ent-
scheidung vorbehalten, die ich dringendst bis zum
Ende dieses Monats erbeten habe, von der ich mir aber
noch immer nichts Günstiges versprechen kann. Die
Aufführung ist vorläufig hier für den Anfang Dezember
in Aussicht genommen.
Die Besetzungsmöglichkeiten, die Sie mir
bieten, lieber Freund, sind allerdings so wenig ver-
lockend, dass ich keinen Anlass sehe irgend welche
andere Chancen, die mir Berlin bieten sollte, darüber
aufzugeben oder gar nur hinauszuschieben. Mit Bar-
nowski bin ich in Verhandlung ohne bisher abgeschlos-
sen zu haben. Aber ich werde es wohl tun, mit umso
weniger Bedenken, als Sie ja selbst im Falle eines
grossen Erfolges am Volkstheater sich kaum entschlies
sen würden gerade zu Gunsten meines Veräpnerkreitet-
was zerrütteten Personal neue Säfte zuzuleiten.