B89ab: Salten, Felix, Seite 321

P.S.
Wien-Heiligenstadt, 16. April 1907.
Lieber Herr Heimann
Sie bekommen meine Antwort erst heu¬
te, weil ich in diesen Tagen viel Wichtiges zu tun hatte. Und weil
ich Ihnen nicht unter dem ersten Eindruck Ihres Briefes schreiben
wollte.
Wir wurde kein Grund angegeben, weshalb Sie meinetwegen
Ihr Herz ausschütten. Sondern Herr Jacobsohn schrieb: "Heimann hat
mir den Groll ausgeschüttet, den er gegen und über Sie auf dem
Herzen hat“. Das Wort “Groll” wiederholte ich dann einjach.
Herr Jacobsohn fügte hinzu: "Schreiben Sie ihm selbst,
wenn Sie Wert darauf legen, der Sache auf den Grund zu gehen“
Ich legte Wert darauf, und schrieb Ihnen. An meine
Hauptmann-Kritiken dachte ich dabet gar nicht, denn die Wendung
Jacobsohns "der Sache auf den Grund gehen" deutete mir nicht da¬
rauf hin. Ich setzte auch voraus, dass Sie vor einem offenen, mit
aller Behutsamkeit, und - wie Sie wissen mussten - ohne Leicht-
sinn ausgesprochenen Urteil einige Achtung haben. Ein Irrtum, der
nun aufgeklärt ist.
Ich schrieb Ihnen, weil ich schon vor Monaten zu mehre¬
ren Leuten (darunter auch zu Wassermann und Trebitsch) gedussert
hatte, Ihr Benehmen gegen mich während meiner letzten Berliner
Zeit und nachher sei mir merkwürdig versteckt erschienen. Also
schon lange vor den "Jungfern vom Btschofsberg". Das deutete ich
Ihnen auch in meinem Briefe ziemlich lesbar an, und glaubte, Sie
würden die Ihnen also gegebene Gelegenheit, aufrichtig zu sein,
benützen. Ein Irrtum, der jetzt gleichfalls aufgeklärt ist.
Ich antworte Ihnen ausführlich. Einfacher und kürzer