B118: Zweig, Stefan, Seite 8

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SALZBURG
KAPuzINERBERG 5
6. Juli 1929.
G.C.H.F.K.P.
G.C.H.F.P.
Hochverehrter, lieber Herr Doktor!
re dieioi iknesimd enoïidre
G.C.F.D. mn
P.S.
G.F.P.
G.H.F.P.
Ich bin immer so erfreut, Ihre Schrift und Unterschrift zu
sehen. Eigentlich hatte ich im Stillen gehofft, Ihnen bei der Er-
öffnung des Pen-Klubs in Wien zu begegnen, aber ich war nur zwei
Tage dort. Eine Hemmung, die ich selbst nicht zu erklären vermag,
hält mich seit Jahren von Wien und Berlin weg. Nur so ist es zu
erklären, dass ich es nicht wagte, mich bei Ihnen zu melden.
Roda Roda hat einen sehr richtigen Gedanken, wenn er die
Manuskripte entweder als ganze Sammlung oder in Serien versteigern
lassen will, denn es entstünden sonst leicht aus der Verschieden-
heit der erzielten Preise Rivalitäten und die überflüssigsten Be-
leidigungen. Legt er immer drei oder vier Manuskripte zusammen, so
kann jeder einzelne von den dreien oder vieren sich freundlich
einbilden, er sei das Haupt- und Kapitalstück gewesen. Während
in allen anderen Ländern die Manuskripte der lebenden Schrift-
steller rasend teuer sind (ein Shaw oder Galsworthy Manuskript von
einigem Umfang würde nicht unter hunderttausend Mark zu haben
sein), pflegt Deutschland als Land der Historie nur die Ver-
gangenheit und hat für gegenwärtige Autoren kaum nennenswerte
Preise. Immerhin schätze ich doch, dass ein solches, der deut-
schen Literatur dauernd angehöriges Werk wie der "Grüne Kakadu"
mindestens tausend Mark einbrächte, umso mehr, als ich mich
nicht erinnere, niemals andere Arbeiten von Ihnen als Gedichte und
Briefe im "Handel" gesehen zu haben. Es muss aber auf jeden Fall.
und da hat Roda Roda ganz recht - eine Form gefunden werden.