B118: Zweig, Stefan, Seite 11

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SALZBURG
KAPuzINERBERG 5
15.Mai 1928.
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Lieber und verehrter Herr Doktor!
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Ich habe zwiefach zu danken und beide Male sehr herzlich:
swohl für Ihren lieben Brief, der mich unendlich erfreute, und Ihr
Buch, das mich überrascht hat - Ihr Fleiss gerade in den letzten
Werken wirkt auf uns Jüngere beschämend. Nichts selbstverständlicher,
als dass ich sofort das Buch zur Hand nahm und Ihnen so heute mit
dem Danke zugleich ungehemmt meinen Eindruck aussprechen darf.
Sie haben sich ein ungeheuer schweres Problem gestellt,
denn nichts ist in der Kunst schwieriger und undankbarer darzu-
stellen als das Negative, eine gewisse Monotonie des Glücks und
des Unglücks, die Tragik der Hoffnungslosigkeit. Ich weiss es
gerade jetzt, weil ich eine grössere Arbeit mitten im Werke aufge-
geben habe, wo gleichfalls ein armer Lebenslauf geschildert werden
wollte; aber unwillkürlich dringt die Monotonie leicht in die Ge-
staltung, und für mein Empfinden manifestierte sich Rembrandt
nie genialer als wie er die drei riesigen Bäume allein in die
ungeheure (sonst kaum malerisch darstellbare) Ebene stellte. Der
Stoff also, den Sie sich gewählt haben (oder vielmehr, der Sie ge-
wählt hat: es wähalt ja für uns) will mir nur scheinbat ### bewegt vor-
kommen. Es ereignet sich ein fortwährendes Wellenspiel von Ge-
schehnissen und Veränderungen - ich aber spüre am grossartigsten
und tragisschesten darin die innere Hoffnungslosigkeit dieses
Menschen. Ich weiss nicht, wieso es kommt, aber von der 5. Seite
an wusste ich schon bei jedem Erlebnis, es würde nicht dauern,
nicht Glück prochzieren, es würde wieder enden an ebender selben