B118: Zweig, Stefan, Seite 77

Notwendigen heraugedrängt, dass -
wie in jedem vollendeten epischen Werk
- es gar keine Stauptfigur mehr gibt, son¬
dern jeder von seiner Seite das geschehen
beherrscht und ihr Eegenemanderspiel zu
einem harmonischen kämpf der Kräfte
wird. Reute es mich im ersten und
mittleren Teile, das Geschebnis nicht dra¬
matisch gestaltet zu sehen. Ich habe
das Empfinden, als hätte sich der Stoff
ihnen zuerst draualisch dargestellt, so
starh ist das plus tische Entgegentre¬
ten der Figuren — der Schluss überzeugte
mich durch seine Harmouie, dass hier
Die Form zu wählen war, die Horelle das
einzig mögliche, weil nur sie die erha¬
beue Beschwichtigung so erregter Gefühle.
duldet. Ich muss für sie befürchten,
dais Sie auf manche Gegnerschaft gera¬
de dies mal stossen werden, weil Sie in
se grosser Wahrbafligheit dem hi mitiv
Gexnellen entgegengetreten sind, inders
die meisten Menschen aus einer merk¬
würdigen innern Verlogenheit jede ihrer
rein secuellen Empfindungen mit dem
Begriff Liebe verbrämen und ein selbst
im Kunstwerk, das reine nakte Blutgefühl
nicht dulden wollen: sie verwandeln
dann gern ein falsches Schaingefühl in
moralische oder asthetische Abneisung
Indeis ich gerade jene Intensität des
Körperlieden in Verbindung mit der
abmosphärischen Elehtricital dieser
(wundervoll hingemalten) Sommertage
als stärtste Wahrheit dieses Werkes empfin¬
de. Der Schluss hat freilich auch mich
im ersten Lesen befremdet, dort bin ich
meiner hier weniger sicher als Ihrer
und zweifle nicht, dass eine zweite und