B121: Fischer, Salomo_Arthur Schnitzler an SF (Maril) 1927–1931, Seite 145

P. Tischet
13.12.1930.
G.H.F.P.
dson 13m
G.F.P.
Lieber Freund.
seiner gewiß aus
Wie mir der Ullsteinverlag (Dr.Max Krell)
mitteilt, kann meine Novelle erst im Mai (spä-
testens Juni) und zwar in der Vossischen er-
scheinen. Unter diesen Umständen wird uns wohl
nichts anderes übrig bleiben mit dem Buch bis
zum nächsten Herbst zu warten. Damit wird die
Frage des billigen Novellenbuches akut und ich
nehme an, dass Sie dieses ungefähr zugleich
mit dem "Reigen" herausbringen wollen. Wir müssen
uns bald über die Zusammenstellung einigen. Ob nu
die kleineren Novelien, etwa zwölf an der Zahl
oder diese und etwa noch den "Leutnant Gustl" ode
eine noch grössere, etwa "Graesler" oder "Traum-
novelle“ dazu, Buchschmuck nur ornamental oder et-
wa illustrativ -?
Ich danke Ihnen noch für Ihre freundli-
chen Worte über die Hovelle. Damit, dass der
Brudermord nicht absolut zwingend erscheint, ha-
ben Sie wahrscheinlich Recht, aber manche andere
Gedanken, Regungen und Handlungen des - sagen wir —
Helden entbehren gleichfalle der Notwendig-
keit und Ueberzeugungskraft, seine Zwangevorstellun-
gen unterliegen keinem logischen Gesetz, im Ganzen
aber halte ich den Ablauf,sowie ich ihn geschil-
dert habe und damit auch den tragischen Abschluß
für durchaus möglich und mit Rückeicht auf das
Zusammentreffen unglücklicher Umstände in den
letzten Tagen seiner Existenz für unaufhaltsam.
Ich hatte zuerst ganz ähnliche Bedenken wie Sie
und ich gestehe Ihnen auch heute zu, dass rein
äusserlich genommen der Mord an dem Bruder nicht
hätte geschehen müssen. Ich will mich nicht ein-
mal darauf ausreden, dass der Mord, ebenso wie der
Selbstmord hier wie in so vielen anderen Fällen