B121: Fischer, Salomo_SF an Arthur Schnitzler 1888-1914 Originale, Seite 465

236
S. Fischer, Verlag, Berlin W., Bülowstraße 90
3. Jan. 1911
Herrn Dr. Arthur Schnitzler
Wien
Sehr geehrter Herr Doktor,
unsere Verträge bezüglich des "Weiten-Land" haben den Termin von
der Uraufführung in Wien oder Berlin abhängig gemacht, so dass die
Verschiebung sich von selbst ergibt.
Den anliegenden Brief von Miss Kaiser zu Ihrer Kenntnisnahme.
Wir haben ihr den Vertrag soeben gekündigt. Sie hat in diesem Briefe
vermieden, auf die Angelegenheit, die ich mit Ihnen besprochen habe,
einzugehen, so dass ich ohne weiteres annehmen kann, dass sie nicht
alle Ihre Dramen übersetzen liess, wozu sie kontraktlich verpflich-
tet war.
Was Ihnen da von Sliwinskis Wunderkraft in Amerika hinterbracht
wurde, ist Flunkerei. Gewöhnlich, wenn ein Stück einen Erfolg hat,
missbraucht Sliwinski die Leichtgläubigkeit eines Berliner Herrn
(ich glaube ihn zu kennen, er macht sich gern wichtig, um Beziehun-
gen anzuknüpfen), der auf diese Weise, ich weiss nicht, ob bewusst
oder unbewusst, als Vorspann zur Heranziehung von Autoren dient.
bahrs "Konzert" wäre in Amerika auch ohne Sliwinski gespielt worden.
Dass Ahn es für Amerika Sliwinski übergeben hat, ist ein Beweis, dass
er nicht mit grosser Umsicht die Interessen seiner Autoren vertritt.
In Amerika gibt es etwa 7 deutsche Theater, die ernsthaft in
Betracht kommen. Warum soll eines dieser Theater Herrn Sliwinski zu-
liebe ein Stück aufführen? warum soll er da mehr vermögen? Ich