A47: Schulaufsätze, Seite 100

wir es beneiden? Vielleicht sehnt es sich nach
Der Ruhe, dir wir hier in unserer Abgeschieden
heit genießen und langweilt sich unter
der geputzten Menge. Vielleicht jetzt
im selben Augenblick, wo der Diener den
beiden Einwande gebietet und sich unter¬
würfig verbeugt, spricht der Cavalier
in schönen Phrasen von den Freuden der
Armut, und die Darne sehnt sich in wohl¬
gesetzten, zierlichen Worten nach unserm
bescheidenem, aber tief immerstem Glück."
Du dürfteß dich doch irren versetzt Ewald
mit bitterm Spott; „denn ich sehe, wie das
Paar sich eben wieder unter die Stechen
der Tanzenden gemischt hat, woraus
ich schließe, daß der Herr die dame nur
zum Tanze aufgefordertet, und die Blicke
der beiden nur zufällig, gedenkenlos an
unserm Finster hafteten. Sie dreken an
uns! Was geht die Reichen unser Elendau!
In diesem Augenblick klopfte es an die
Thüre, und ein junger Mann trat in das Zimmer.
Er war sehr blaß und sein scheues Aug traf
die er staunten Blicke der beid an Freunde
Als sie kurze Zeit auf ihn gesehen hatten,
ging Adalbert plötzlich mit schnellen Schritten
auf den Jüegling zu, nahm seine beiden Hände¬
und rief. Richard!
der Ankömmting sah auf: „Ich bin’s – wenngleich
ich mich auch sehr verändert habe, seit wir uns
das letzte Mal gesehen.
Da s ist schon längfer sagte Adalbert, und
Ewald, der unterdessen auch hinzugetreten
war, sprach: „Du bist seitdem sehr bleich ge¬
worden, Richard.
Ja, es ist langher erwiderte Richard, und ich
bin ein andrer geworden seitdem. Erinnert ihr
auch noch an jenen sonnenhellen Nachmittag
wich in meiner Karosse durch die Straße
Fuhr
„Ja“ unterbrach ihn Ewald.“ Wir wunderten