Med. Krit.33
London er Briefe.
(Original-Kprrespondenz der „Inter.kl.Rundsch.).
Es war ein junger englischer Arzt, der mir
gegenüber das bedeutungsvolle Wort aussprach: Wir
können hier unsere Studien nicht beenden: wir müssen
nach dem Ausland gehen, um uns vollkommen auszubil-
den
Viele, die meisten seiner Kollegen, sind der-
selben Ansichtwir sehen es alljährlich in Wien,
wohin sich noch immer der Hauptstrom der Engländer
und Amerikaner wendet, da die Wiener medizinische
Schule von ihrem imposanten Rufe im Auslande wenig-
stens noch nichts eingebüsst hat. Und alle diese
Fremden kommen mit einer Fülle an genehmer Erinne-
rungen und wohltätiger Anregungen in ihre Heimat
zurück; sie haben ein reiches Material und die vor-
züglichste Gelegenheit gefunden,es auszunützen;
sie haben sich, soweit sie die Sprache beherrschten,
an den Vorträgenglänzender Lehrer erbaut,und jenes
unleidliche Parteigetriebe, das den Einheimischen
mit seinem Lärme quält, konnte sie weder in ihrer
Arbeit, noch in ihrer Stimmung stören,
In den letzten Jahren hat man öfters sagen
hören, dass diese Ueberflutung der Wiener medizi-
nischen Schule durch überseeische Elemente den Wie-
ner Studenten zum Nachteile gereiche; einzelne Assi-
sten wurden einer allzugrossen Zuvorkommenheit
gegen die englischen und amerikanischen Aerzte be-
schuldigt, und mancher redlich strebendd Wiener Stu-
dent sollte erfahren haben, dass auch hier das
Recht der Reicheren das Recht der Stärkeren sei.
Mag dieser leisen Klage auch ein Schein von Berech-
tigung innewohnen, niemals könnte die Wiener medi-
zinische Schule ohne Schaden auf den Besuch ihrer
Gäste verzichten, die ihren Ruhm über Land und Meer
tragen, ihr wieder neue Freunde und neue Gäste wer-
ben und die ihr einen internationalen Charakter
London er Briefe.
(Original-Kprrespondenz der „Inter.kl.Rundsch.).
Es war ein junger englischer Arzt, der mir
gegenüber das bedeutungsvolle Wort aussprach: Wir
können hier unsere Studien nicht beenden: wir müssen
nach dem Ausland gehen, um uns vollkommen auszubil-
den
Viele, die meisten seiner Kollegen, sind der-
selben Ansichtwir sehen es alljährlich in Wien,
wohin sich noch immer der Hauptstrom der Engländer
und Amerikaner wendet, da die Wiener medizinische
Schule von ihrem imposanten Rufe im Auslande wenig-
stens noch nichts eingebüsst hat. Und alle diese
Fremden kommen mit einer Fülle an genehmer Erinne-
rungen und wohltätiger Anregungen in ihre Heimat
zurück; sie haben ein reiches Material und die vor-
züglichste Gelegenheit gefunden,es auszunützen;
sie haben sich, soweit sie die Sprache beherrschten,
an den Vorträgenglänzender Lehrer erbaut,und jenes
unleidliche Parteigetriebe, das den Einheimischen
mit seinem Lärme quält, konnte sie weder in ihrer
Arbeit, noch in ihrer Stimmung stören,
In den letzten Jahren hat man öfters sagen
hören, dass diese Ueberflutung der Wiener medizi-
nischen Schule durch überseeische Elemente den Wie-
ner Studenten zum Nachteile gereiche; einzelne Assi-
sten wurden einer allzugrossen Zuvorkommenheit
gegen die englischen und amerikanischen Aerzte be-
schuldigt, und mancher redlich strebendd Wiener Stu-
dent sollte erfahren haben, dass auch hier das
Recht der Reicheren das Recht der Stärkeren sei.
Mag dieser leisen Klage auch ein Schein von Berech-
tigung innewohnen, niemals könnte die Wiener medi-
zinische Schule ohne Schaden auf den Besuch ihrer
Gäste verzichten, die ihren Ruhm über Land und Meer
tragen, ihr wieder neue Freunde und neue Gäste wer-
ben und die ihr einen internationalen Charakter