A62: Medizinische Schriften, Seite 28

Med.Krit.44
Londoner Briefe.
III.
Ein eigenes Wort der Würdigung verdient
das Wartepersonal in den Londoner Spitalern.
Eine grosse Anzahl von Schulen macht es sich
zur Aufgabe, Mädchen und Frauen zum Wartedienst
heranzubilden und abgesehen von diesen vor
züglich geschulten, diensteifrigen und freundli¬
chen Wärterinnen weigen in vielen Hospitälern
Frauen aus den besten Ständen ihre Gesundheit,
ihre Arbeitskraft, ihr Leben, dem mühevollen
Berufe von Oberwärterinnen.Begreiflicherweise
ist dadurch auch der Ton im Verkehre zwischen
den Aerzten und dem Wartepersonal ein ganz an-
derer, als wir ihn z.B.bei uns in Wien gewohnt
sind; und die Patenten befinden sich auch aus
serhalb der gewöhnlichen Zeit der ärztlichen
wisite in so guter Pflage, als sie es nur wün-
schen können. Auch in dem Benehmen eines Chefs
seinen untergeordneten Aerzten gegenüber habe
ich nie jenen etwas rauhen Zug wahrnehmen kön
nen, welche zuweilen den dienstlichen Verkehr
in einem oder dem anderen Wiener Krankenhause
so unliebenswürdig gestaltet.Hier gibt es
Niemanden, der sich durch seine grösseren oder
geringeren wissenschaftlichen Leistungen von
den Verpflichtungen einer gewissen Lebensart
Die Bezeichnung der Krankensäle, wel
en tbunden glaubt
che mit wenigen unrühmlichen Ausnahmen allen
Anforderungen der Hygione und der Bequemlich
keit im weitesten Masse entsprechen,geht in
den Londoner Spitälern selten nach Nummern,son-
dern meist nach Personennamen vor sich. Es gibt
also keinen Ward Nr. 1,Ward Nr.2 etc.,sondern
einen Elisabeth,-Albert-Ward etc.,Namen, die
meist Stiftern und Gönnern zu Ehren verliehen
worden. In den meisten Sälen, auch in den für den