A62: Medizinische Schriften, Seite 31

Med.Krit. 47
verlassen und dem Besuche4.welcher durch die
einfachen und nett gehaltenen Räumlichkeiten
desselben wandelt, fällt in der Tat ein Schim-
mer von Zufriedenheit, Wohlbefinden und selbst
von einer etwas verspäteten Tugend auf, der
auf den Gesichtern dieser reuigen Magdalenen
liegt. Für diese Tugend ist durch die Weisheit
der Verwaltung in der besten Weise gesorgt.
Die Bewohnerinnen dürfen nämlich das Asyl
im Allgemeinen während der ganzen Dauer ih -
res Aufenthaltes nicht verlassen. Dem Gottes-
G.H.F.P.F:F:P:4F:4:4
dienste, welcher in der grossen mit dem Asyl
in direkter Verbindung stehenden vapelle abge-
halten wird, wohnen die büssenden Sünderinnen
hinter Verschlägen bei,wohin das Auge der übri
gen frommen Gemeinde nicht zu dringen vermag;
dort sitzen sie, ungesehen, unerkannt und dan-
ken dem Himmel, der selbst ihre Syphilis zumbe-
sten gewendet hat.
Auch mit der Idee eines „Cancer-Hos-
pitales,wie ein solches in London besteht
kann man sich schwer befreunden; die schönsten
statistischen Ausweise und die glänzendsten
Operationsresultate haben uns vorderhand die
Heilbarkeit des Krebses noch nicht Hausibel
zu machen vermocht und es liegt selbst
was Grausames darin, einen Kranken in einem
Spitale unterzubringen, dessen Benaanung
von ihm bereits verlangt,dass er beim Eintritt
alle Hoffnung lasse! Die Hospitäler für Schwind-
süchtige und Brustkranke, deren Eond on fast ein
halbes Dutzend zählt, haben nicht ganz dieselben
Bedenken gegen sich, einerseits sind die Grenzen
hier nicht so strenge gezogen, dann sind die Aus-
sichten für den Kranken nicht so unerbittlich
trübe, und da man ja endlich gerade diese Patien-
ten In ganz bestimmte Lebensbedingungen zu brin-
gen die verpflichtung hat, so kann man die Ten¬
denz solcher Spitäler noch am ehesten gelten
lassen.