A62: Medizinische Schriften, Seite 30

-foa en!
medoal ai
geziel
Med. Krit. 46
Es ist in London entschieden weit
seltener, dass sich ein syphilitisch erkranktes
Individuum einer geregelten spitalsbehandlung
unterwirft, als bei uns in Wien. Auffallend aber
muss es erscheinen, dass in einer Stadt von
fünf Millionen Einwohnern,in welcher es keine
polizeiärztliche Kontrolle - nicht einmal eine
schlechte - über die Prostituierten gibt und in
welcher die Lues sich anerkanntermassen noch ei-
ner weit grösseren Verbreitung erfreut als auf
dem Kontinent, dass in dieser Stadt das für mehr
als zweihundert Kranke berechnete weibliche Lock
Hospital selten mehr als ein Drittel oder die
Hälfte seiner Betten belegt hat. Einige dieser
Krankenzimmer, welche mit ihren vergitterten
Fenstern und in ihrem vernachlässigten Zustande
den denkbar unfreundlichsten Eindruck machen.
stehen Monate lang leer. Andere Säle, freundlicher
und heller, sind zur Hälfte gefüllt.Die Beschaf-
fenheit der Klienten dieses Hospitals bringt
es mit sich, dass eine grosse Zahl der Patien
tinnen dasselbe verlässt, ohne dass die Behand-
lung zu Ende geführt werden konnte;diese Pa-
tientinnen, auch die. über deren Gewerbe man kei-
nen Augenblick im Unklaren sein kann, müssen ent-
lassen worden, sobald es ihnen beliebt. Mit diesem
weiblichen Lock-Hospital" ist ein Asyl verbun-
den, in welchem ungefähr achtig Frauen Platz
finden können, und zwar finden hier die aus dem
Spital entlassenen Weiber für die Dauer von
längstens einem Jahre Aufnahme, während welcher
Zeit sie in allerhand weiblichen Beschäftigun-
gen unterwiesen werden, um nach Ablauf dieser
rist sofort einen Dienst antreten zu können.
Während dieses Jahres stehen sie noch sozusa
gen unter ärztlicher Aufsicht,was vorher meist
viel notwendiger gewesen wäre, und ein eventuel-
les Rezidiv führt sie wieder in das benachbarte
Spital.Die Mädchen sollen sich in diesem May-
leso wohl befinden, dass sie es meist nur ungern