A62: Medizinische Schriften, Seite 65

Med. Krit.
werden sich davon ebenso willkürliche andere
Bilder machen. Je mehr ich aber jenen Zusam-
menhang beachte, desto natürlicher und aus¬
schliesslicher wird mein Bild sein, Weil man
nun im Hypnotismus nur eine wunderliche Ein¬
zelheit sieht, wert bloss der Neugierde, Ver-
achtung oder gnädigen Annahme als einer Ku-
riosität, so pfeift eben jeder sein eigenes
Liedel dazu. In der Kunst gab s eine ähnli-
che Erscheinung. Frühere Zeiten, das griechi¬
sche Aleertum, das Mittelalter der Minnesäger,
hatten in den zu komponierenden Liedertesten
etwas gesehen, was nach seinem inneren Wert ver-
sten, gewürdigt werden sollte.und nur eine
streng entsprechende Melodie vortrug. Aber
dann kamen die Meistersänger und entwerteten
die Texte, indem sie eigene immer wiederkehren-
de Weisen hatten, die jenen Texten beliebig
aufgesetzt wurden. Ein Verfall sowohl der
Dichtung als der Musik war die Folge, und erst
späteren Zeiten blieb die Wiedervereinigung
beider - besonders durch Richard Wagner -
vorbehalten. Man weiss von den drolligen Namen
jener Melodien der Meistersinger. An sie mö-
gen wir uns erinnern, wenn wir sehen, wie die,
so zur Würdigung ernster Dinge berufen wären,
diesen einfach ihre bereits fertigen Weisen
aufmutzen.Wir finden viele derkalten Gesänge
wieder. Da ist zunächst die
Schreibpapierweis und die Schwarz-Tin-
tenweis; gesungen von denen, die statt durch
experimentelle Fragen an die Natur blos durch
das eigene Schreibzeug klug werden und klug
machen wollen. Da ist dann weiters die
verschalkte Fuchsenweis, bei denen
die den Hypnotismus erst recht listig schädi¬
gen und dann rufen:..Seht so schlimm steht
es mit ihn! Ferner die
kurz üffenweis und die Kälberweism,
der Sang derer, die (wie sie Du Prel) schla