A62: Medizinische Schriften, Seite 112

Psychologie der Augustion.
Von Dr. Hans Schmidtkuns.
«Möchte vorliegendes Werk dazu dienen, Vorurtheile zu zer-
streuen und die Mitarbeit aller asychologen, namentlich der
Aerzte, auf diesem äusserst schwierigen Gebiete anzuregen und zu
fördern.» Mit diesen Wortèn schliesst der Mitverfasser des Buches,
Dr. German, eine kurze Vorrede. — Und man muss sagen, die
nöthige Eignung, um den gedachten Zweck zu erfüllen, steckt in
diesem Buche, an dem ein Philosoph und ein Arzt gearbeitet
haben. Dieses Zusammenwirken war natürlich nur dadurch möglich,
dass in jenem Philosphen viel ärztliche Auffassung, wie in diesem
Arzte echte philosophische Bildung sich fanden. Wenn man von
dem nur hier und da zu Tage tretenden Fehler absieht: dass es
dem Autor nicht überall vollkommen gelungen ist, seine geist
vollen Ansichten mit durchsichtiger Klarheit auszudrücken, so kann
man dem Buch die hebe Anerkennung nicht versagen. Ob es nicht
doch mit der nächsten Zeit schon nothwendig sein wird, aus rein
praktischen Gründen, den Begriff der Augustion enger zu um
grenzen als es in der letzten Zeit von vielen Psychologen — auch
SCHMIDTKUN geschieht, wäre immer der Erörterung werth. Heute sind
die Grenzen so weit gezogen, daß kaum irgend eine nicht
an irgend einer Stelle den Augustionsbegriff tangirte, and unser Denken
im Leben fällt zum grossen Theil ganz innerhalb dieser Grenzen. Mir
scheint eine kleine Unterscheidung leicht einzuhalten, welche vielleicht
manche Verwirrung und manches banale Wort wird vermeiden lassen:
nämlich die zwischen den Augustionen, die sich ohne weiters in
unsere Gedankenbahn einfügen, und diejenigen, welche ein wenig
zu kämpfen haben. Das System der Augustion'das SCHMIDKUNS" in
seiner «Beschreibung der Augustion» (wie er den ersten Theil der
des Buches nennt) gibt, ist mit viel Schärfe und Fleiss entworfen
er spricht zuerst von der Objekt-, dann von der Personal-, dan
von Autosuggestion, dann von der Augustion überhaupt xxx den
suggestiven Zustärke
Der zweite Theil beschäftigt sich mit der Hypnose, der dritte
Theil versucht eine Erklärung der Augustion, und das ist wohl
die schwierigste und tiefste Partie des ganzen Werkes.
Der vierte Theil, die Anwendungen, kann naturgemäss nicht
so Vollständiges bringen als die früheren, — hier hätte weniger,
oder viel mehr gesagt werden müssen — denn sowohl die Willens¬
frage, wie die Details in Sociologie und Biologie in ihrer Beziehung
zur Augustion wird uns hier nur in ganz flüchtigen Skizzen mit
getheilt, und die Schuld liegt nur an den auch in ihrer Weit-
schweifigkeit fesselnden und auch ausführlichen Darstellungen des
Verfassers, wenn wir hier mehr von ihm gewünscht hätten, als
geworden ist. — In den Kapitel über Aesthetik hat Ots-HEMSSEN
einen höchst lesenswerthen Beitrag geliefert, in welchem ich nur
die definition des klassischen Dichters als «Durchschnittsmenschen
in höchster Potenz» etwas befremdete. SCHMIDKUN### weist übrigens
an einzelnen Stellen seines Werkes auf Partien hin, die er
spezialistischer Ausführung empfiehlt. Der ganze 17. Abschnitt
ist voll von solchen Ansätzen, die weiterer Durcharbeitung harren.
Der 18. Abschnitt behandelt die Heilkunde, und es ist nur
gutzuheissen, dass SCHMIDKUNi hier als «Monument» der modernen
klinischen Medizin einige jener dunkelhaften und voreiligen Aus¬
sprüche mittheilt, mit welche sich einige der bedeutendsten Ge
lehrten gegen die «Comödie des Hypnotismus» und den mystischen
Firlefanz der Hypnotiseure aufgelehnt haben, und welche mit Be¬
merkungen wie die folgenden: «Hypnotisiren kann jeder Schäferknecht,
Schneider und Schuster, nur etwas Selbstvertrauen gehört dazu,
die Lehre vom Hypnotismus als einen Theil der Medizin lahm zu
legen dachten.
Trotzdem aber stimme ich mit Dr. GRSTER nicht überein,
von dem die folgenden Worte im Text angeführt werden. Diese
lanten: «Wenn sich deutsche Kliniker heute noch über das, was
sie Hypnotismus nennen, absprechend äussern, so beweisen sie
damit nur, zu welcher Oberflächlichkeit und Einseitigkeit die
materialistische Bildung unserer Zeit Naturen führt, die sich damit
begnügen, im Kleinen gross zu sein und daher dem Grossen klein
gegenüber zu stehen.
diesel
Sint ind
(gen
& mis
H. Hansson
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